1119. Die alten Steine am Brackenberge.

[906] (Nach d. Neuen Vaterl. Archiv Bd. XX. S. 270 etc. [m. Abbildung.])


Der erste dieser Steine hieß der Spangenbergs-Stein und stand bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts in der Nähe von Meensen zwischen dem Rustholze und dem gleich zu nennenden Oppermanns-Steine. Er soll in Folge folgender Begebenheit errichtet worden sein. Es hat einmal ein Herzog von Braunschweig eine Aufforderung an die Ritterschaft seines Landes ergehen lassen, welcher sich der freie Sinn des damaligen Inhabers des Brackenbergs, eines Ritters von Spangenberg, nicht gutwillig fügen wollte. Zuerst gab sich der Herzog alle mögliche Mühe, denselben in Güte zur Folgeleistung zu bewegen, wurde aber stets mit schnöden Worten abgewiesen und sah sich deswegen endlich genöthigt, seine Zuflucht zur Gewalt zu nehmen. Er zog mit bedeutender Macht gegen den Brackenberg, belagerte ihn und stürmte, jedoch ohne Erfolg, vielmehr sah er sich mehrere Male zum Rückzuge genöthigt, weshalb er denn am Ende, um solchem Schimpfe nicht mehr preisgegeben zu sein, mit Verrätherei den Ritter unschädlich zu machen beschloß. Unter dem Vorwande von Unterhandlungen lockte er den tapfern Gegner auf den Platz, wo der Stein später errichtet ward, und ließ ihn daselbst ermorden, um aber alle Schuld von sich abzuwälzen, ward später jener Denkstein hier auf seinen eigenen Befehl errichtet. Der Stein trug folgende Inschrift:


A.V.

Nestoreos ea Parca mihi concesserat annos

Jmpia latronis sed negat hosce manus.

Parcite sed lacrimis qui me defletis ademtum

Ultor erit den(ique?) ......[906]


Der zweite Stein ist der sogenannte Oppermannsstein, ebenfalls in der Nähe von Meensen. Er hat seinen Namen von einem gewissen Jost Oppermann, der mit seinem Knechte auf der Reise an diesem Orte vorbei kam. Letzterer machte ihm etwas nicht nach seinem Kopfe, darüber ward jener sehr böse, mißhandelte ihn und brachte ihn dadurch so in Wuth, daß er seinen Herrn an der Stelle, wo der Stein steht, niederschoß. Dies geschah am 8. Octbr. 1645.

Außerdem stehen noch unmittelbar bei Meensen, am Wege nach dem Brackenberge, zwei Steine mit Kreuzen auf beiden Seiten behauen, zur Erinnerung, daß sich an dieser Stelle vor vielen Jahren zwei Bauerjungen gegenseitig erschlagen haben.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 906-907.
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