1360. Till Eulenspiegels Grab.

[1098] (S. Murners Eulenspiegel, herausgeg. v.J.M. Lappenberg. Leipzig 1854 S. 327 etc.)


Im Jahre 1350 starb der erste deutsche Bummler und Landstreicher Till Eulenspiegel, eines Bauern Sohn, gebürtig aus dem braunschweigischen Dorfe Knöttlingen, in dem damals an Lübeck verpfändeten lauenburgischen Städtchen Mölln. Er ist daselbst begraben links auf dem Kirchhofe bei der Kirche unter der dort noch stehenden Linde. Weil aber mit seinem Leichenstein viel Unfug getrieben ward, ist letzterer weggenommen und an die Kirche gelehnt und ein Häuschen, so ringsherum zugeschlagen ist, vorn aber ein Loch hat, darum errichtet worden. Er selbst ist also auf dem Stein204 eingehauen: er hat auf dem Kopfe einen Hut mit Feder und in der Hand einen Spiegel nebst einem Korbe mit Eulen. Darauf ist folgende Inschrift:


Anno 1350 Iß düsze Steen upgehaven

Tiel Ulenspegel lehnent hierunter begraven,

Merket wohl un denkt doch dran,

Wat ick gewest up Eren

Alle de hier vorüber gahn

Möten min glück währen.


Dieser Stein ist heute noch zu sehen, ob aber Eulenspiegel's großer und kleiner Panzer, der früher auf dem Rathhause zu Mölln gezeigt ward, noch jetzt da ist, weiß ich nicht.

204

S.d. Abbildung b. Lappenberg.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1098.
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