13.

[114] Vom Felsen rieseln rothe Steinchen leise,

Als rinne Blut vom Eiland in die Fluthen;

Es stirbt langsamen Tod, wie jener Weise,

Im Bad aus offnen Adern zu verbluten.


Doch grausam träg ist der Zerstörung Reise,

Kein rascher Untergang in Sturm und Gluthen!

Ein Sturz, der einst kein Wellchen regt im Kreise, –

Wie herbes Menschenloos will mich's gemuthen:


Wenn langsam niederrieselt ins Vergessen

Das Dauerndste, was unser Herz besessen,

Wenn unser Bestes Stück um Stück verwittert!


Wir müssen erst die bitt're Welle trinken

Der herben Fluth, eh' wir in sie versinken, –

Wir sinken ein, und keine Welle zittert.


Quelle:
Anastasius Grün: Gesammelte Werke, Band 1–4, Band 2, Berlin 1907, S. 114-115.
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