2.

[136] Von dieses Kindes erstem Künstlerlallen

Bis zu den Harmonien, die von den Schwingen

Des Seraphs Raphael in Wonne klingen,

Welch unermeßner Flug, welch Steigen, Fallen!


Von diesem Fels bis zu den Bilderhallen

Des Vatikans, zu Pitti's Wunderdingen,

Durch Dorn und Lorbeer welch ein Mühn und Ringen!

Welch weite Bahnen muß die Kunst durchwallen!


Ob sie an Arno siedle oder Elbe,

In Farben dichte, oder mal' in Tönen,

Ihr Geist bleibt Einer doch, ihr Ziel dasselbe:


Rauhheit zu sänft'gen, Schatten zu versöhnen,

In holdem Bann die Schönheit festzuhalten,

Ihr Sterbliches zu Ew'gem zu gestalten.

Quelle:
Anastasius Grün: Gesammelte Werke, Band 1–4, Band 2, Berlin 1907, S. 136-137.
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