Vierter Auftritt.


[87] Erbprinz allein. Dann Fräulein von Sonnsfeld.


ERBPRINZ. Wo weil' ich denn! War das eine Szene aus Tausendundeiner Nacht, oder bin ich wirklich an den Ufern jener[87] gemütlichen Spree, die sich in die Havel ergießt? Wahrhaftig, dieser preußische Hof mit seinen Zöpfen und Gamaschen ist romantischer, als ich mir gedacht habe. Laharpe, du hinter jenen Blumenstöcken? Dir dieses Tête-à-tête mit einer Prinzessin, die die Küche besucht, und einem Hänfling, der das Glück hat, ihr in die Finger beißen zu dürfen? Wie ist sie schön! Sie ist schöner als das Bild, das Friedrich auf dem Herzen trägt, und schon in dies Bild hab' ich mich verliebt. Sich umsehend. Magisch bannt es mich an diese Räume, die sie wie ein Genius durchschwebte. Zum Fenster. Dort unten auf dem Platz die blitzenden Bajonette der manövrierenden Truppen; hier der Eingang zu den Zimmern einer Prinzessin, die zu besitzen die höchste Seligkeit der Erde wäre – und dort – wohin führt wohl jene Tür, durch welche die kleine Hüterin dieses Paradieses entschlüpfte –? Nähert sich der zweiten hintern Tür, ihm zur Rechten.

FRÄULEIN VON SONNSFELD tritt ihm schnell und erregt entgegen. Fort, fort! Prinz! die Königin kommt –

ERBPRINZ. Die Königin –? Wohin denn?

SONNSFELD. In jenes Zimmer drüben – vielleicht, daß Sie einen Ausweg finden – Um's Himmels willen, man darf Sie hier nicht gesehen haben.

ERBPRINZ wird von ihr in die entgegengesetzte Seitentür gedrängt. Meine Terrainkenntnis vermehrt sich schon. Ab.


Quelle:
Gutzkows Werke. Auswahl in zwölf Teilen. Band 2, Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart [1912], S. 87-88.
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Zopf Und Schwert; Lustspiel In Fünf Aufzügen. With A Biographical And Historical Introd., English Notes, And An Index (German Edition)