Vierter Auftritt.


[123] Grumbkow. Seckendorf. Drei Generale. Die Vorigen.


KÖNIG. Treten Sie näher, meine Herren. – Ich ließ Sie im ungewissen über eine Depesche, die heute in der Frühe für mich aus Hannover angekommen. Hören Sie jetzt meine feierliche Antwort darauf. Erbprinz, Dichter, erschrecken Sie nicht! Unsere Feste finden dennoch statt; unsere Kanonen sollen dennoch[123] donnern, unsere Lampen sollen dennoch flimmern. Sind Sie geneigt, Erbprinz mich auf ewig zu verbinden?

ERBPRINZ mißverstehend. Majestät wie? – Wär' es möglich?

KÖNIG. Wollen Sie mich zu Ihrem ewigen Schuldner machen –?

ERBPRINZ freudig. Ich? Wilhel –

KÖNIG. Nehmen Sie Kurierpferde, Erbprinz, reisen Sie in dieser Stunde als mein Bevollmächtigter nach Wien.

ERBPRINZ, GRUMBKOW UND SECKENDORF. Nach Wien?!

KÖNIG. Die Hand meiner Tochter ist nach Wien vergeben. In vierzehn Tagen trifft in den Mauern meiner Residenz ein Sproß des erlauchten Kaiserhauses ein.

HOTHAM. Ew. Majestät zwingen mich, für den Fall dieser Ankunft eines Erzherzogs, hiermit eine offene Erklärung zu geben.

KÖNIG. Und die wäre?

HOTHAM. Der Prinz von Wales – ist bereits hier.

ALLE. Der Prinz von Wales – in Berlin?

HOTHAM. Seit drei Stunden ist der Prinz von Wales hier angekommen.

GRUMBKOW UND SECKENDORF. Unmöglich!

KÖNIGIN triumphierend. Das gibt mir das Leben wieder!

KÖNIG ist heftig betroffen, doch sammelt er sich. Herr Ritter von Hotham, ich muß gestehen, daß mich diese Nachricht überrascht, ja erschüttert. Indessen schreiben Sie es nur Ihrer eigenen egoistischen Politik zu, wenn ich Ihnen erkläre, daß für mich in Berlin kein Fremder existiert, der nicht an den Toren meiner Residenz rechtmäßig angemeldet ist. Will man mich aufs äußerste bringen, will man mir den eigenen Boden unter den Füßen unsicher machen, so erklären Sie dem Prinzen von Wales, daß ich zwar sehr gerührt bin von seiner Anhänglichkeit an meine Familie, ihn aber unter solchen Bedingungen, die das Wohl meines Landes, das Glück meiner Untertanen bedrohen, höflichst ersuchen ließe, da wieder hinauszugehen, wo er herein gekommen ist. Erbprinz, Sie reisen im Auftrag meiner Monarchie nach Wien. Wilhelmine, die künftige Kaiserkrone wird dich trösten, und Sie, Madame, Zur Königin beiseite. wird denn Ihr Stolz nicht endlich seine Grenzen erreicht haben?

KÖNIGIN. Ich habe England mein Wort gegeben.

KÖNIG. Aber Gutmütig. wenn es nun doch nicht möglich ist –?! Nähert sich ihr traulich und bietet ihr die Hand.[124]

KÖNIGIN bewegt, schwankend. Vor einer Stunde, ja! Aber jetzt – Rafft sich wieder auf und entschlossen. die persönliche Ankunft des Prinzen von Wales hat alles entschieden!

KÖNIG. Nun denn, wer den Krieg willZu Hotham. Sie haben keine andern Instruktionen als die, die wir gehört haben?

HOTHAM. Keine.

KÖNIG. So empfangen Sie, Erbprinz, von mir die Aufträge für Wien. Statt Englands denn ein deutscher Staat! Und 's ist besser so, meine Herrn, 's ist besser. An Deutschland schließ' ich mich an mit ganzer Seele. Fremder Eigennutz lehre Deutschlands Fürsten und Völker einig sein. Ab in sein Kabinett.


Die Generale, Grumbkow, Seckendorf folgen.


KÖNIGIN zu Hotham. Mein Herr, Sie haben einer Szene beigewohnt, die Ihnen bestätigt, was man über meine Lage in England nicht glauben wollte. Wilhelmine, die Nachricht von der Ankunft des Prinzen von Wales gibt mir das Leben wieder. Reisen Sie nach Wien, Erbprinz! Werden Sie zum Verräter an einer Sache, die siegen muß trotz aller Intrigen meiner Feinde. Ihren Arm, Ritter Hotham! Der Prinz von Wales in Berlin! O, ich fass' es kaum. Führen Sie ihn zu mir und bereiten Sie ihn vor auf alles, alles! Doch nein, verschweigen Sie ihm – die empörenden 40000 Taler! Ab mit Hotham.


Quelle:
Gutzkows Werke. Auswahl in zwölf Teilen. Band 2, Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart [1912], S. 123-125.
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