Der Buchstabe Châ.

Nach Fĕrrūch's beglückter Wange

Sehnt mein Herz sich immerdar:

Darum ist es stets verworren

Wie Fĕrrūch's gelocktes Haar.

Nur dem Inder seiner Locke,

Und sonst Keinem ist's geglückt,

Dass er von Fĕrrūch's Gesichte

Früchte koste, hochentzückt.

Wie begünstigt doch vom Glücke

Jener Schwarze immer ist

Der, Fĕrrūch zur Seite wandelnd,

Knie an Knie sich an ihn schliesst!

Einem Weidenblatte ähnlich

Zittert der Zipressenbaum,

Wenn Fĕrrūch mit stolzem Wuchse

Ihm erscheint im Gartenraum.

Reiche mir, o holder Schenke,

Ergwanfarb'nen Rebensaft,

An Fĕrrūch's Narzisse mahnend

Und an ihre Zauberkraft.

Ganz gekrümmt, gleich einem Bogen,

Ist mein hoher Wuchs zu schau'n;

Weil er um Fĕrrūch sich grämet,

Gleicht er seinen Augenbrau'n.

Selbst tatar'sche Moschuswinde

Müssen sich zu wehen scheu'n,

Wenn Fĕrrūch's durchwürzte Locken

Ambradüfte um sich streu'n.[293]

Hin nach irgend einer Seite

Neiget sich des Menschen Sinn:

Und so neigt sich denn der meine

Immer zu Fĕrrūch nur hin;

Und als Sclave fröhn' ich willig

Jenem hochgesinnten Mann,

Der ihm dient als Knecht und Inder,

So wie es Hafis gethan.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 291-295.
Lizenz:
Kategorien: