Zehnter Auftritt.

[149] Anselmo in altväterischer Kleidung, und die Vorigen.


ODOARDO. Kommen sie, kommen sie, mein Herr von Anselmo, ich und mein ganzes Haus seufzen recht nach ihrer Gegenwart; hier hab ich die Ehe ihnen meine Tochter vorzustellen.

ANSELMO. Weil sie so erlaubt haben, so mache ich ihnen meine ergebenste Aufwartung, und ich –

ODOARDO dem Anselmo in die Rede fallend. Haben sie die 2000. Ducaten[149] nicht mittragen lassen, die sie meiner Tochter zum Heurathgute versprochen haben; sind sie Holländer, oder Doublonen? die letzteren wären mir lieber.

ANSELMO. Sie werden alles bekommen, erlauben sie mir nur zu erst, daß ich ihre Fräulein Tochter betrachten dürfe. Zu Angela. Halten sie es für keine Beleidigung, mein liebenswürdiger Wutzel! daß ich ihre Schönheit mit den Brüllen bewundere, ich weiß es mehr als zu wohl, daß ihre Augen so durchdringend sind, daß man nicht nöthig hat, den Glanz derselben durch eine Brülle zu vergrößern, aber auch die Sterne betrachtet man mit Gläsern, und ich behaupte, daß sie ein Stern sind, über alle Sterne; ein Fixstern, der mir weit lieber ist, als der jenige am Firmamente: kurzum sie sind ein blitzsternhagel volles Kind!

ANGELA vor sich. O! das ist wohl ein abgeschmackter Narr, was für zärtliche Ausdrücke, der gleichen wäre wohl Leander nicht fähig mir vorzusagen.

ANSELMO. Was sagt meine Schöne?

COLOMBINA. Sie sagt, daß sie von ihrer Wohlredenheit ganz bezaubert ist, und daß sie ein recht grosser Poltron sind.

ANSELMO. Ein Politicus? ja, das bin ich ja, sie haben recht, mein Fräulein, aber sie verdienen es; daß sagen auch sonst mehr Leute, ich bilde mir aber nicht viel darauf ein.

ANGELA bey Seite. Du bist wohl ein grosser Esel, wenn du glaubst, daß ich nur einen Gedanken, von dir habe.

ANSELMO zu Angela. O! ich bin ihnen tausendmal verbunden für ihre guten Gesinnungen, fahren sie fort mein Engel, in diesen guten Gedanken, o Jemini! Herr von Odoardo, ich bin fast ausser mir!

ODOARDO. Nu, mich freuet es, daß ihnen meine Tochter gefällt; sie ist ein wenig scheu, wenn sie aber mit ihnen wird besser bekännt werden, sollen sie schon zufrieden seyn; ihre Mutter hat es mir auf ein Harr so gemacht, wie ich sie hernach gehabt habe, hab ich beständig bey ihr seyn müssen.

ANGELA zu Colombina. Wenn der Narr nur einmal weggienge, ich förcht, es wird mir übel.

ANSELMO zu Colombina. Aber warum sagen sie es denn mir nicht, mein Engerle, wenn sie was angenehmes von mir reden? nur immer der Colombine; geh, sag sie mirs, liebe Colombine! Hier schenke ich ihr zum voraus einen Ducaten.

COLOMBINA zu Anselmo. Ich will es ihnen vertrauen, aber sie müssen es nicht weiter sagen? ey, ich seh es schon, sie können nicht schweigen, die gar zu[150] grosse Freude, die sie darob – nein, nein, ich mag es nicht sagen, wenn es der Papa erführe, er hält sie für einen Tugendspiegel, und wenn er hörete, daß sie –

ANSELMO. Potztausend! was muß das wohl seyn, i verspreche es ihr bey meiner Ehre, niemanden was zu sagen ich bin froh, wenn ich allein das Vergnügen habe es zu wissen.

COLOMBINA. Sie hat gesagt – sie hat gesagt, ja hat sie gesagt, sie lachen schon, o! sie werden erst lachen, wenn ich es ihnen sage, aber ich kann es nicht sagen; ohne schamroth zu werden.

ANSELMO. Fürs roth werden, hat sie da einen Ducaten, itzt glaub i wird sie sich schon bleichen.

COLOMBINA. Nun gut lachen sie Anselmo lacht. sie hat gesagt, sie wären ein rechter Hannsdampf, und sie wollte lieber als Fräule sterben, als daß sie ihnen ihr Herz schenken sollte.

ODOARDO. Was hat sie gesagt, ich habe was vom Sterben gehört?

ANSELMO. Ich glaub, es wird sich alles geben alle Anfang ist schwer Zu Angela. übrigens müssen sie mein holdseliges Engerl sich nicht etwa daran schrecken, daß ich alt aussehe, ich bin so alt nicht, allein meine Fatiquen haben mich schon in meinen jungen Jahren dermassen mitgenommen, daß ich nunmehro um viel älter aussehe, als ich würklich bin; übrigens mangelt es mir doch keineswegs an Munterkeit und Kräften, ich bin ein dauerhafter Körper, und alleweil frisch und gesund. Er hust recht stark.

COLOMBINA zu Anselmo. Sie sind halt wie ein Spital, das ist auch gesund, aber die Patienten, die darin sind, die sind krank.

ODOARDO zu Colombina. Must du dein Göscherl überall dabey haben; was ist das für eine Art, einen so munteren Knaben, wie der He Anselmo ist, mit einem Spital zu vergleichen.

COLOMBINA. Nu ich hab es ja zu seinem Besten geredet.

ODOARDO. Du sollst dein Maul halten, warte nur, wir wenden schon zusammen kommen, ich habe ohne dies noch wegen den Hanswurst mit dir zu sprechen.

COLOMBINA. Sprechen sie, wenn sie wollen, ich habe allzeit eine Zunge, die bereit ist, sie zu bedienen.

ODOARDO zu Colombina. Nu, nur Geduld, es wird sich alles geben. Zu Anselmo. Mein wertherster Herr von Anselmo belieben sie nur in meinem Haus Platz zu nehmen, das übrige wollen wir schon zu Stande bringen. [151] Zu Angela. Und du führ dich gegen den Herrn von Anselmo gut auf; verscherze mein und dein Glück nicht, sonst laß ich dich heut noch in ein Kloster sperren. Zu Anselmo. kommen sie, Herr von Anselmo.


Anselmo führt die Angela auf eine lächerliche Art in das Haus ab und Colombina welche den Anselmo ausspottet auch in das Haus ab.


Quelle:
Die Maschinenkomödie. Herausgegeben von Dr. Otto Rommel, Leipzig 1935, S. 149-152.
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