Achter Auftritt.

[174] Riepel, und die Vorige.


RIEPEL zu Angela und Colombina. No, ich gratulire! ihre beyde Herren Liebste, die habens in ihrer Kunst weit gebracht, sie sind schon gar Hexenmeister, und Luftfahrer geworden.

ANGELA. Schweig Flegel! oder ich werde dich lehren Respect vor meinen Leander tragen, ich will ja nicht hoffen, daß der geringste Dienstboth im Haus schon sein Gespött mit mir zu haben sich unterstehen wird?

COLOMBINA. O, schreiben sie es seiner Dummheit zu, gnädiges Fräulein, was weiß denn der Ochs, was er redt.

RIEPEL. Ey ich weiß schon, was ich red; aber brav hats mein gnädiger Herr heruntergeschossen, wie die Spatzen.

ANGELA. Wen hat er heruntergeschossen?

RIEPEL. Den Herrn von Leander, und den Hanswurst.

ANGELA. Was sagst du?

RIEPEL. Die Wahrheit, wie ich im Wald den Leander und Hanswurst bin nachgeloffen, so seyn sie auf einmal, weil sie Teufelskünstler seyn, auf einer[174] Wolken in der Luft herum gefahren; mein gnädiger Herr aber ersiehet seinen Vortheil, wie sie just haben wollen über das Wasser fliehen, und schießt alle zwey von der Wolken herab, daß sie sind in das Wasser gefallen, jetzt seynd sie halbs erschossen, halb ersoffen, und alle zwey mauß tod.


Angela und Colombina fangen an zu lamentiren.

Mägera geht hervor.


MÄGERA zu Angela und Colombina. Glauben sie es nicht, meine Frauenzimmer, der Kerl ist ein unverschämter Lügner, ihr Leander und ihr Hanswurst seynd beyde noch am Leben, und befinden sich sehr wohlauf.

RIEPEL zu Mägera. Schau der alte Rammel da, was hat denn sie mich zu Lugen zu strafen, sie wird mirs wohl nicht von der Nase wegdisputiren, was ich mit Augen gesehen, und mit Ohren gehöret habe.

MÄGERA. Kerl, du lügst! Leander und Hanswurst sind nicht tod, aber du magst wohl besoffen seyn.

RIEPEL zornig. Was? ich besoffen, du altes Rabenscheid, ich hab es gesehen, wie mein gnädiger Herr, den Leander und Hanswurst in der Luft erschossen, und in das Wasser hat fallen machen.

MÄGERA. Schweig! es ist erlogen.

ANGELA. Ich weiß nicht, wem ich glauben soll.

MÄGERA. Glauben sie mir gnädige Fräule, denn ich sage ihnen die gewisseste Wahrheit.

RIEPEL. Nein, sie lügt! ich sage ihnen die Wahrheit, sie werden mir wohl eher glauben, als der fremden alten Vetel da.

MÄGERA zu Riepel. Wer bist denn du Kerl, daß du dich unterfangst, mich eine alte Vetel zu heissen.

RIEPEL. Wer ich bin? – schmecks!

MÄGERA. Du bist sehr keck, sag mir, wer bist du denn?

RIEPEL spöttisch. Ich kann dir nicht mehr sagen als schmecks.

MÄGERA. Nu, so sollst du auch durch lange Zeit nichts anders sagen: als schmecks Sie klopft ihn mit dem Zauberstab, auf den Buckel.

ANGELA. Aber sagen sie mir, wer sie immer seyn mögen; ist denn mein Leander tod?

MÄGERA. Nein, schöne Fräule, sorgen sie sich um den Leander und Hanswurst nicht! beyde sind am Leben, so gut als wir immer seyn können, geben sie sich zufrieden, sie werden sie in Kurzen zu sehen bekommen, denken sie an[175] mich, unterdessen bis sie mich werden besser kennen lernen; anitzo aber rath ich ihnen, daß sie sich in das Haus begeben, denn ihr Herr Vater wird den Augenblick hier eintreffen.

ANGELA. Ich danke ihnen für ihren Trost, und will ihnen gehorsamen. Geht in das Haus ab.

COLOMBINA sieht die Mägera stark an, und sagt vor sich. Ich möcht schon wissen, wer das Weibsbild ist, aber ich trau mich nicht zu fragen, sie giebt einer Her eine starke Anmahnung. Ins Haus ab.

MÄGERA vor sich. Betrachte mich nur vorwitzige Colombina, du sollst doch nicht erfahren, wer ich bin. Zu Riepel. Du aber grober Schroll, bleib mit deinem Schmecks nur auf diesem Platz stehen. Geht ab.

RIEPEL ihr nachruffend. Schmecks!


Da Riepel allein ist, will er zu reden anfangen weil er aber nichts als Schmecks sagen kann, so fängt er einen ganzen Discurs mit sich selbst von dem einzigen Wort an, als zum Exempel schmecks, schmecks, schmecks.


Quelle:
Die Maschinenkomödie. Herausgegeben von Dr. Otto Rommel, Leipzig 1935, S. 174-176.
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