(CXCI.)

Der vorbewuste Todesfall.

[684] Es kam der Tod zu einem Kind / und wolte es zum Dantz führen: das Kind sagte ich bin noch zu klein /und du hast mich nicht gewarnet / wann ich dantze /so dantze ich mit meines gleichen. Er kam zu einem Jůngling und Jungfrauen / und bate sie mit ihme zum Dantz zu kommen. Sie sagten gleichsfals / daß sie noch zu jung und nicht gewarnet worden were.

2. Dieser Rippemann kame zu zweyen Eheleuten /und wolte sie zu dantzen nöhtigen / sie aber sagten /daß sie in ihrem Haußwesen beschäfftiget / und nicht der zeit hatten zu dantzen / welche ihnen auch zuvor nicht angesagt worden. Also kame der Tod auch[684] zu zweyen alten Leuten / und lude sie zu seinem Leichen Dantz. Die Alten wolten auch nicht mit ihm / einwendend daß sie nicht der Zeit hetten und nach Geld und Gut trachten müsten / er habe ihnen auch solchen Dantz noch nicht angekündiget / und könten sich so geschwind nicht abmüssigen.

3. Hierauf liesse sich der Tod vernehmen daß er ihnen bereit drey Botten gesendet / welche sie zu dem Dantz eingeladen / als: Hauptwehe / Magenwehe und Abkräfften aller Glieder / daß deme also mussten sie geständig seyn / und also / fůhrte er sie wider ihren Willen an den Reyen. Es wissen die Frommen und Bösen / daß man diesen unverschämten Dantzmeister nach vielen Entschuldigungen / den Dantz nicht kan abschlagen: jene bedenckens / diese erschrecken nicht einmahl vor dem Tod / und leben in ihrer Sicherheit dahin: oder vermeinen / wann das böse Stündlein kommet / sich zu bekehren / und ihr Leben zu fristen.

4. Also muste zu solchen Todten Dantz Ludwig Faresio deß Pabsts Pauli III. Anverwandter. Dieser verübte grosse Tyranney in Parma und Piacenza / daß ihm jedermann ab hässig und feind ware. Der Papst schreibt ihme / er solte sich den 10. Tag Septembris oder Herbstmonats wol in acht nehmen / dann ihme die Gestirne (wie desselbigen kündige berichteten) den Tod andraueten. Diese Warnung schluge er zwar nicht in Wind: massen aller Tyrannen böses Gewissen sie mit Furcht und warten der Dinge die dar kommen sollen / erschrecket / konte aber doch sein Leben niche fristen.

5. Die Edelleute stellten besagten Tag bey 30. in 40. Meuchelmörder an / welche unter den Schein / als ob sie wieder deß Fürsten Hofmeister zu sprechen hetten / in das Schloß kamen / ihn samt seinen Beichtvater / und 5. Teutschen die ihn verwachen sollen / ermordet: zuvor aber die Ursachen solches Beginnens angezeichet / und das Schloß geplündert: eben den vom Pabst benennten 10. Tag deß Herbstmonats. In besagtem Schloß hat sich eine grosse Summa[685] Geldes gefunden / welche sie hinweg genommen / samt allem andern / was Geldswehrt gewesen. Die Bürgerschafft hat sich darnach an den Kaiser ergeben / wie Schleidan in dem 19. Buch seiner Geschichte berichtet.

6. Basilius ein Sternseher zu Florentz warnte den Hertzog Alexander von Medicis / daß er würde ermordet werden. Ein Griech / der gleiche Kunst wissen wolte / setzte darzu / daß er mit einem Dolchen / von einem seiner vertrautsten Diener / der sonsten verschwiegen / und braun in dem Angesicht were /müsste durchstochen werden. Dem Cosmo von Medicis sagten diese / daß er ein grosser Herr und seine Nachkommen nach ihm / noch grösser seyn würden.

7. Dieses hatte dazumal gantz kein Ansehen darzu: es erfolgte aber darauf / daß Lorentz von Medicis den Alexander mit einem Dolchen ermordet / allermassen seinem Stallmeister drey Nächte nach einander getraumet hatte. Solches sagte er Paschal / deß Fürsten Leibartzt an / den selben zu warnen. Der Fürst aber wolte nicht darvon hören / sondern sagte / daß alle seine Leute seinem Vettern abhässig / und dergleichen Sachen erdichteten: wurde aber von ihm dieselbe Nacht als er zu ungebührlichen Händlen in seinem Zimmer allein gegangen / durchstochen. P. Jovius.

8. Also haben die Sternseher dem Hertzogen von Meiland / Francisco Sforze genant / seinen Tod verkündiget / daß er in seinen grösten Ehren / und der Blüt seines Alters eines unerwarten Todes sterben würde. Als er auf eine Zeit durch einen Fluß geritten /und sein Edelknab mit dem Pferd in dem Wasser gefallen / hat er ihm zu recht helffen wollen / ist aber darüber von dem Strom ergriffen worden / und hat /ohne alle Menschen Hülffe / ersauffen můssen.

9. Als solches Baccio von Mantone / deß Sforza gröster Feind verstanden / hat er sich sehr betrübet /weil auch ihm von den Sternsehern gepropheceyt worden / daß er keines natürlichen Todes sterben würde: gestalt auch erfolget / in dem die zu Aquila[686] (welche Statt er Jahr und Tage belägert) einen starken Ausfall gethan / ihn und sein Volk nieder gehauet.

10. Peter Leonius von Spoletto ein berühmter Artzt / hatte jederzeit viel auf die Sternkunst gehalten /wurde berichtet / daß er eines schnellen Todes / und zwar in dem Wasser sterben würde. Dieser Warsagung erfolge zu entfliehen / hat er sich von Venetig nach Spoletto begeben / den vielfältigen Schifffahrten zu entfliehen: Er ist aber in einen Brunnen Todt gefunden worden / unwissend wer ihn 9mein gestürtzet.

11. Bartholomeus Cocles (beygenamt der einäugige) von Bologna bürdig / ist zu unsrer Väter Zeiten einer von den grösten Hexenmeistern gewesen / hat aber allen die ihn gefragt böses vorgesagt. Einem Welschen Namens Cupon / hat er gesagt / daß er bald einen würde ermorden. Johann Bentevoglio fragte diesen Cocles / was ihm begegnen würde? dem sagte er /daß er in das Elend verjaget / und in einer Schlacht elendiglich sterben würde. Dieser bestelte vorbesagten Cupon den Cocles zu erwůrgen: nun pflegte dieser Zauberer sich auff Italianisch / das ist / von den Fußsohlen biß an die Zähne zu waffnen / und truge an seiner Seiten ein Schweitzers Schwert / dessen er sich meisterlich zu bedienen wuste.

12. Cupon nun hatte das Hertz nicht ihn anzugreiffen / sondern steckte ein kleines Steinlein in das Schloß seiner Hausthüre: Als nun Cocles kommet auf zu sperren und nach dem Schlůssel sahe / warum er nicht sperren wolte / geht Cupon hinter ihm her und haut ihn mit einer Art in das Gnick / daß er todt zu der Erden sincket / sagend / daß er also wahr machen můssen / was ihm dieser Hexenmeister verkündiget. P. Jovius.


Der Tod ist allen Frommen süß;

den Bösen bringet er Verdruß:

es ist der Menschen saurstes MUS /[687]

die Essens Zeit ist ungewiß.

Die Stunde / so du dieses list /

nicht ferne von der letzten ist /

Quelle:
Georg Philipp Harsdörffer: Der Grosse Schau-Platz jämmerlicher Mord-Geschichte. Hamburg 1656, S. 684-688.
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