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[22] Sträuben sollen wir uns wider das Eisenjoch,

dem der Gewohnheit Schmutz Würde des Alters lieh –

wen das steigende Licht grüsst,

nie sehn er die Nacht zurück!


Feigheit knechtet die Zeit, beuget der Nacken Kraft:

wagt, o wagt es mit mir, frei zu bekennen, was

längst der kühnere Blick sah,

längst Allen im Busen lebt!


Heilig gelten der Zeit Rechte des Alters nur:

was da bestand vordem, heisst sie bestehenswerth,

heilig gelten der Zeit nicht

Treupflichten des eignen Sinns.


Sträuben wollen wir uns wider das Eisenjoch

dem der Gewohnheit Schmutz Würde des Alters lieh –

wen das steigende Licht grüsst,

nie sehn er die Nacht zurück!

Quelle:
Otto Erich Hartleben: Meine Verse. Berlin 1905, S. 22-23.
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