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[104] »Von meinen Brüsten leise schlich

dein Blick und stahl sich in die Nacht?

O sage, was bekümmert dich,

woher die Thräne, unbewacht?«


– Du Weib, das mir ergeben sich

und ruht in meiner Hände Haft,

o dürft ich erst ersehnen dich,

voll zagend keuscher Leidenschaft!


Ich sehne mich nach Frühlingsthau,

zurück nach scheuem Knaben-Sinn:

– dass ich mich nicht zu sagen trau,

wovon ich heimlich selig bin.

Quelle:
Otto Erich Hartleben: Meine Verse. Berlin 1905, S. 104-105.
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