2

[175] Siebzig Priester dienten Baal, dem Gotte.

Siebzig Priester traten mit dem König

in den Tempel, und es sprach der Aeltste:


Siehe, Herr, wir lassen dich gewähren.

Du, der König, mögest Trank und Speise

selber opfern und die Thür verschliessen

und versiegeln mit dem eignen Ringe.

Kommst du wieder dann, am nächsten Morgen,

und du findest, dass der Baal nicht alles

aufgezehrt, so wollen gern wir sterben.
[175]

Findest du jedoch, dass Baal die Speise

und den Trank, so ihm gebührt, verzehrt hat,

so muss Daniel des Todes sterben,

wie du sagtest, weil er Gott gelästert.


Und sie gingen grollend. Cyrus aber

hiess vor seinen Augen Alles häufen,

vierzig Schafe und zwölf Malter Weizen

nebst drei Eimern Weines, Baal zum Opfer.


Daniel indess befahl den Knechten,

dass sie Asche holten: diese liess er

streun ums Opfer, durch den ganzen Tempel.

Schweigend und verwundert sahs der König.


Darnach gingen sie hinaus. Die Thüre

ward verschlossen von des Königs Händen

und versiegelt mit des Königs Ringe.

Quelle:
Otto Erich Hartleben: Meine Verse. Berlin 1905, S. 175-176.
Lizenz:
Kategorien: