Achte Szene

[249] HANS tritt schnell ein. Grobitzsch? Was habt ihr denn mit dem?

PETER. O nichts ...


Pause.


HANS gutgelaunt. Na? – Was ist denn mit euch? Ihr sitzt ja da wie die Ölgötzen. Ach, ihr seid wohl »böse«, daß ich euch warten ließ? Entschuldigt nur. Aber erst kommt doch wohl der Schwiegervater ... Er legt ab. Übrigens: Grobitzsch – ich muß sagen: er benimmt sich wider Erwarten anständig gegen mich – wirklich, ich kann nicht klagen. Sehr fremd, aber ... Er setzt sich aufs Sofa. Schweigen. Aber mein Gott! So seid doch nicht so entsetzlich stumpfsinnig! Ist wohl kein Bier mehr da?

PAUL holt ihm Glas und Flasche. Bitte schön.

HANS. Danke sehr, lieber Vetter, du bist ein Engel.[249] Prosit! Er trinkt. Ich soll euch übrigens noch grüßen – ganz speziell euch beide. Ihr habt natürlich einen vorzüglichen Eindruck auf ihn gemacht. Er ist ganz weg in euch, den ganzen Abend hat er von euch geredet. Rambergs hier und Rambergs da ... Er lacht. Na, ihr benehmt euch ja auch danach. Ha, ha! Nehmt's mir nicht übel, aber ihr tut doch grade so, als ob ihr an meinem Glücke schuld wäret – als ob ihr mich verlobt hättet.

HAROLD kann sich nicht beherrschen. Laut. Haben sie auch! Bedank dich nur!

PETER schnell. Harold?

HAROLD. Ach was! Laßt mich zufrieden. Ich mache das nicht mit! Ich finde die Sache haarsträubend und ...! Kann mir nicht helfen!

HANS. Harold! Was denn – was ist denn los?

PETER. Harold, überlege dir, was du tust!

HAROLD. Ein Schuft, der in gewissen Dingen zu überlegen braucht. Was los ist? Hier! Die Rambergs, deine lieben Vettern und Vormünder, haben die Traute an Grobitzsch verkuppelt.

PETER UND PAUL stark. Harold! Das ist nicht wahr!

HAROLD ohne sich unterbrechen zu lassen. Einfach verkuppelt – nach allen Regeln der Kunst – jawohl! – damit du frei wurdest und dich verloben konntest. Das ist los! Und dessen rühmen sie sich noch! Da mit brüsten sie sich!


Pause.


HANS steht schweigend auf, geht nach rechts und sieht die beiden Rambergs, einen nach dem andern an. – Still. Wie... ist das?

HEINRICH tritt schnell vorn rechts ein mit Helm und Schärpe.

HANS fährt ihn an. Was willst du?

HEINRICH. Herr Leutnant, es ist höchste Zeit zur Ronde.

HANS sieht nach der Uhr. Ja ... Mach schnell!


Er läßt sich anziehn.


PETER. Lieber Hans, laß dir sagen –: was wir getan haben – haben wir lediglich in deinem Interesse getan.[250]

HANS indem er seinen Anzug vollendet. Laß, laß ... Zu dem Burschen. Geh zu Bett!

HEINRICH schnell ab.

HANS mit der Uhr in der Hand. Finster. Nun? Aufbrausend. Was habt ihr getan? Ihr habt die Traute ...?

PAUL energisch. Wir müssen uns die beleidigenden Ausdrücke von Harold auf das Entschiedenste verbitten. Sind wir etwa für Grobitzsch verantwortlich?

HANS drohend. Ihr erinnert euch, daß ich euch beiden die Traute damals auf die Seele band – Bei Gott! – Wenn ihr da

PETER. Wir haben einfach –

PAUL gleichzeitig. Eine kleine Notlüge ...

HANS heftig. Halt! – Sich beherrschend, mit erzwungener Ruhe. Jetzt hab ich Dienst. Dienst. – Morgen – – Es wird sich ja alles aufklären. – Jedenfalls. – – Also – auf Wiedersehn.


Er geht zur Tür.


HAROLD setzt seine Mütze auf. Ich werde dich begleiten.

HANS in der Tür. Auf Wiedersehn.


Beide ab.


Quelle:
Otto Erich Hartleben: Ausgewählte Werke in drei Bänden. Band 3, Berlin 1913, S. 249-251.
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