Zweite Szene

[189] JOSÉ kommt von links verschlafen herangeschlichen. Was ist denn ... was hast du ... du siehst entsetzt aus ...[189]

HENRY. Die Ohren gellen mir förmlich noch von dem Schrei ...

JOSÉ. Ja ... der Schrei des Herrn ist wieder geschrieen ...

HENRY verschlafen. Betrifft das Herrn Lionel Mander ...

JOSÉ. Ja ... das betrifft Herrn Lionel Mander ... Fräulein Astarte ist tot ...

HENRY. Natürlich ... ja ... und die berühmte Verlobte ... dieses Fräulein Kopriva ...

JOSÉ. Habe ich mit eigenen Augen sehen wie gehetzt aus dem Schlosse fliehen ...

HENRY. So ... ist das sicher ...

JOSÉ. Herr Lionel Mander irrte zuerst in den Gemächern und auf den Korridoren des Schlosses herum ... nachtwandelte richtig ... wie jemand, der die Toten sucht ... und jetzt steht er mitten in seinem Schlafzimmer wie sein eigenes Monument in Stein hingepflanzt ... rührt kein Glied mehr ... wie jemand, der die Toten nicht mehr findet ...

HENRY dumpf. Huuh ...

JOSÉ hat sich in einen Lehnstuhl gesetzt. Ich werde mich auch hier eine Weile setzen ... und versuchen, die Augen zuzutun.


Er hat sofort die Augen geschlossen.

Henry ist ebenfalls wieder eingeschlafen. Es herrscht tiefe Stille.


Quelle:
Carl Hauptmann: Die goldnen Straßen. Leipzig 1918, S. 189-190.
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