Im Hause, wo die bunten Ampeln brennen

[86] Im Hause, wo die bunten Ampeln brennen, / glänzen auf demselben Bücherspind, / über George Ohnet, Stinde und Dante, / Schiller und Goethe: / beide beteiligt an ein und demselben Gypskranz! // Im Hause, wo die bunten Ampeln brennen, / hängt an derselben Wedgwoodtapete, über demselben Rokokoschirm, /zwischen Klinger und Hokusai, / Anton von Werner. // Im Hause, wo die bunten Ampeln brennen, /spielen dieselben schlanken Hände, auf demselben Ebenholzflügel, / mit demselben Charm und Chic /Frédéric François Chopin und Ludolf Waldmann. //Im Hause, wo die bunten Ampeln brennen, / auf vergoldeten Stühlchen sitzend, / trinkt man Chablis, Pilsner und Sect, / kommt dann peu-à-peu auf Nietzsche, / zuletzt wird getanzt. // Ich küsse entzückt der Hausfrau die Hand, / enttäusche einen älteren, glattrasirten Herrn / mit baumwollnen Handschuhen und Wadenstrümpfen / durch eine Mark Trinkgeld / und verschwinde.[86]

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Arno Holz: Phantasus. Stuttgart [1978], S. 86-87.
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