Unterscheid im Lieben/ von dem Herrn von Heuking

[170] 1.

Ich lebe vernüget bey redlicher Liebe/

Verboten zu lieben erwecket nur Pein.

Das Lieben/ so edel/ hat himmlische Triebe/

Bey andern verlieben muß Traurigkeit seyn.

Es schwächet das Leben und machet Verdruß/

Das Lieben vergnüget/ so ohne Genuß.


2.

Das mäßige Lieben erfreuet das Leben/

Es mehret die Jahre und wehret der Gicht/

Es hasset die Laster und Lüfte darneben/

Und schaffet/ daß nimmer dem Beutel gebricht.[170]

Wir können studiren und lesen ein Buch/

Das schändliche Lieben erwecket den Fluch.


3.

Ich liebe das Lieben zu leben in Freuden/

Trübseelige Zeiten sind ferne von mir.

Ich kan von der Liebe die Wollust entscheiden/

Die Wollust macht Unlust mir grauet dafür.

Ich liebe und lebe und bleibe vergnügt/

Biß daß die Erfüllung mein Wünschen besiegt.

Quelle:
Christian Friedrich Hunold: Menantes Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte, Halle/ Leipzig 1713, S. 170-171.
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