Lied, am Nahmenstage des Freyherrn von Ulm, in einem freundschaftlichen Zirkel gesungen

Im Juny 1792.


Hoch angefüllt steht in der Becher Mitte

Der schöne Fest-Pokal:

Begrüßt ihn laut, und schließt, nach alter Sitte,

Mit Sang und Klang das Mahl!


Dem Ritter nicht, dem Freunde sollt ihr singen,

Dem trauten deutschen Mann:

Was gehn uns hier, wo Lied und Gläser klingen,

Die gnäd'gen Herren an?


Giebt ihrer viel, vom Fürsten auserkohren

Zum Prunk am Gallatag;

Sind hoch und wohl, doch nicht für uns gebohren

Beym frohen Trink-Gelag.
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Dem Freunde singt, dem zwischen Excellenzen

Sein Wiegenlied getönt;

Dem's aber da, wo Helm und Wappen glänzen,

Die Sinne nicht verwöhnt.


Ihm lacht ein Strauß, gepflückt an seinem Feste

Von Händen, die er liebt,

Mehr als des buntgemahlten Stammbaums Aeste,

Der keinen Schatten giebt.


Wohlan, so nimm den Kranz, von uns gewunden,

Den wir dir singend weih'n,

Und laß uns stets in Liebe treu verbunden,

Wie diese Blümchen, seyn!

Quelle:
Johann Georg Jacobi: Sämmtliche Werke. Band 4, Zürich 1819, S. 222-223,228-229.
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