54.

Die Zeiten deß Jahres und deß Christenthumes

[109] Im Lentzen glaubt man Brot; Brot hofft man in dem Sommer;

Im Herbste nimmt man Brot; Der Winter stillt den Kummer.

Ein Christ lernt glauben erst; nach diesem lernt er hoffen;

Die Hoffnung macht ihn starck; im Tod ist alles troffen.

Sonst ist es lieblich erst, ein Christ genennt zu werden;

Wann aber Hitze kümmt, Müh, Sorgen und Beschwerden,

Da geht es schwitzig her; doch folgen drauff viel Früchte,

Biß letzlich uns der Tod die volle Gnüge richte.

Quelle:
Friedrich von Logau: Sämmtliche Sinngedichte, Tübingen 1872, S. 109.
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Die tapfere Wahrheit. Sinngedichte. Insel-Bücherei Nr. 614
Sinngedichte / Von Logau, Friedrich (German Edition)