142.

An den Tod

[657] O Tod, du schwartzer Tod, du Schauer unsrer Sinnen!

O, thu ich dir zu viel? Ja, ja; du kanst gewinnen

Ein englisches Gesicht. Dann du bists, der erfreut;

Du bists, der uns entzeucht dem Toben toller Zeit;

Du bists, der uns den Hut der göldnen Freyheit schencket;

Du bists, der uns ergetzt und unsre Feinde kräncket;

Du bists, der unsren Stuhl hin zu den Sternen trägt,

Der aller Frevler Trotz zu unsren Füssen legt;

Du bists, der unsre Klag in lauter Jauchzen kehret;

Du bists, der uns für Zeit die Ewigkeit gewehret;

Du gibst uns, wann du nimmst; dein so gefürchter Stich

Bereitet uns durch dich ein Leben ohne dich.

Quelle:
Friedrich von Logau: Sämmtliche Sinngedichte, Tübingen 1872, S. 657.
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Die tapfere Wahrheit. Sinngedichte. Insel-Bücherei Nr. 614
Sinngedichte / Von Logau, Friedrich (German Edition)