Das V. Capitel /

Von denen Völckern / Ländern / Städten / Bergen /Wäldern / Flüssen / derer im Arminius Meldung geschieht.

[15] Dero Nahmen sind öffters entweder mit Fleiß verschwiegen / oder verdrehet / oder zwar wahrhafftig /aber doch dem zugelegt / dem sie nicht gehören; welches denn geschieht / wenn neue Geschichte erzehlet und dennoch für alte ausgegeben werden. Und diese hat man auf alle drey Fälle in denen absonderlichen Anmerckungen zu erklären gesucht. Deñ weil viel von denen heutigen Königreichen / vor und zu Arminius Zeiten / nur Römischer Botmäßigkeit unterworffene Länder waren / so konte Arminius und seine Sprachgenossen keiner Könige gedencken / die an solchen Orten einen freyen Scepter geführt; besondern sie musten an statt Oesterreichs / (so mit zum Noricum gehörete /) die Cherusker / (d.i. die Hertzoge zu Braunschweig und Lüneburg /) an statt Hispaniens Britannien oder Celtiberien / an statt Portugal die glückseligen Eylande / an statt Franckreich die Suessoner /an statt Böhmen die Marckmänner nennen. (Besiehe z.e. Anmerckungen über I. Theil p. 118. a. 149. a. 232. a.) Gleichergestalt hat man zu Arminius Zeiten von keinem Pabst / ja auch nicht von einem Haupte der Druiden zu Rom etwas gewust. Wenn demnach des Sitzes des Haupts der Druiden oder des Römischen Päbstlichen Stuhls in einer verdeckten Geschicht soll gedacht werden / so muß / an statt Rom /entweder Carnutum (in Gallien) oder Cantium (in England) genennt werden / als allwo der teutsche Druiden-Orden in Ansehen war. (Besiehe Anmerckungen über I. Theil p. 971. 562.) Hingegen weil die Königin Christina von Schweden als eine Cimbrische geheiligte Jungfrau eingeführt wird / ihre Reise nach Rom anzudeuten; (I. Theil IX. Buch /) als hat auch Rom selbst mit seinen eigenen Nahmen für den Ort ihres Auffenthalts angegeben werden können.

Doch gnug von dieser Art Nahmen; weil die obgedachten absonderlichen Anmerckungen hierüber gnugsamen Bericht verhoffentlich erstatten werden.

Hernachmahls ists bekant / daß die Nahmen der Länder / Völcker / Städte / Wälder / Berge / Flüsse zu Arminius Zeiten gar anders gelautet als heute zu Tage; z.e. Bacharach ward (Bacchi Ara) das Altar des Bacchus / München Isinisca / u.s.w. genennet. Weil / nun diese offt-vorkommende alte Lateinische Nahmen derer Teutschen und anderer West- und Nord-Länder nicht iedermann bekant seynd / hat man nachfolgendes Register nach dem A.B.C. verfertigt. Solte darinnen ein und anderer Nahme fehlen / wird er entweder von keiner Wichtigkeit / oder leicht aus dem darbey von Lohenstein genennten wohlbekanten Berg und Fluß zu erkennen / oder auch vielleicht in denen absonderlichen Anmerckungen über selbiges Blat /erkläret worden seyn; umb welcher und anderer Ursachen willen der geneigte Leser solche Anmerckungen unter Lesung des / Hauptwercks bey der Hand allzeit wolle liegen haben. Man hat sonst in Verdeutschung dieser Lateinischen Nahmen dem Cluverius fast durchgehends gefolget / weil es geschienen / daß auch der Herr von Lohenstein uns hierinnen vorgegangen. Will inzwischen iemand noch eigentlicher davon berichtet seyn / der bediene sich hierzu des sehr mühsamen Lexici, des gelehrten Baselschen Professors Johann Jacob Hoffmanns / da er die Meynungen des Cluverius / Rhenanus / Junius / Valesius / Baudrands und anderer / über ieden Nahmen beysammen antreffen wird.


Quelle:
Daniel Caspar von Lohenstein: Großmütiger Feldherr Arminius, Zweyter Theil, Leipzig 1690, S. XI11,XVI16.
Lizenz:
Kategorien: