3. Die Vorrede zum Babstschen Gesangbuch 1545.

Vorrhede D. Mart. Luth.

[476] Der xcvj. Psalm spricht, Singet dem HERRN ein newes lied, Singet dem Hern alle welt. Es war im alten Testament unter dem Gesetz Mose, der Gottesdienst fast schwer und mühselig, da sie so viel und mancherley Opffer thun musten, von allem das sie hatten, beide, zu hause und zu felde, Welchs das volck, so da faul und geitzig war, gar ungerne thet, oder alles umb zeitlichs geniesses willen thet. Wie der Prophet Maleachi am j. sagt, Wer ist unter euch der umbsonst eine thür zuschliesse oder ein liecht auff meinem Altar anzünde? Wo aber ein solch faul unwillig hertze ist, da kan gar nichts oder nichts guts gesungen werden. Frölich und lustig mus hertz und mut sein, wo man singen sol. Darum hat Gott, solchen faulen und unwilligen Gottes dienst faren lassen, wie er daselbst weiter spricht, Ich habe keine lust zu euch, spricht der HERR Zebaoth, und ewer speisopffer gefallen mir nicht von ewern henden, Denn vom auffgang der Sonnen bis zu yhrem nidergang[476] ist mein Name herrlich unter den heiden, Und an allen orten wird meinem Namen reuchwerck geopffert, und ein rein speisopffer, Denn gros ist mein Name unter den heiden, spricht der HERR Zebaoth.

Also ist nu im newen Testament ein besser Gotts dienst, dauon hie der Psalm sagt, Singet dem HERRN ein newes lied, Singet dem HERRN alle welt. Denn Gott hat unser hertz und mut frölich gemacht, durch seinen lieben Son, welchen er für uns gegeben hat zur erlösung von sunden, tod und Teuffel. Wer solchs mit ernst gleubet, der kans nicht lassen, er mus frölich und mit lust dauon singen und sagen, das es andere auch hören und herzu komen. Wer aber nicht dauon singen und sagen wil, das ist ein zeichen, das ers nicht gleubet und nicht ins new fröliche Testament, Sondern unter das alte, faule, unlustige Testament gehöret.

Darumb thun die drucker sehr wol dran, das sie gute lieder vleissig drucken, und mit allerley zierde den leuten angeneme machen, damit sie zu solcher freude des glaubens gereitzt werden, und gerne singen. Wie denn dieser druck Valtin Babsts sehr lustig zugericht ist, Gott gebe, das damit dem Römischen Bapst, der nichts denn heulen, trawren und leid in aller welt hat angericht, durch seine verdampte, untregliche und leidige gesetze, grosser abbruch und schaden geschehe, Amen.

Ich mus aber das auch vermanen, das lied, so man zum grabe singet, Nu last uns den leib begraben, füret meinen namen, aber es ist nicht mein und sol mein name hinfurt dauon gethan sein, Nicht das ichs verwerffe, denn es gefellet mir sehr wol, und hat ein guter Poet gemacht, genannt Johannes Weis, on das er ein wenig geschwermet hat am Sacrament, Sondern ich wil niemand sein erbeit mir zu eigen.

Und ym De profundis, sols also stehn, Des mus dich fürchten jederman. Ist versehen oder ist ubermeistert, das fast in Büchern stehet, Des mus sich fürchten jederman. Vt timearis. Denn es ist Ebreisch geredt, wie Mat. xv. Vergeblich fürchten sie mich mit menschen lere. Und Psal. xiiij. und Psal. liij. Sie ruffen den HERRN nicht an, Da fürchten sie, da nicht zu fürchten ist. Das ist, sie können viel demut bucken und tucken in jrem Gottes dienst, da ich keinen Gottes dienst wil haben. Also ist hie auch die meinung, Weil sonst nirgend vergebung der sunden zu finden ist, denn bey dir, So müssen sie wol alle abgötterey faren lassen und thuns gern, das sie sich fur dir bucken, tucken, zum creutz kriechen und allein dich in ehren halten, und zu dir zuflucht haben, und dir dienen, als die deiner gnaden leben, und nicht jrer eigen gerechtigkeit etc.

Quelle:
Martin Luther: Werke. 120 Bände, Band 35, Weimar 1888 ff., S. 476-477.
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