Das Torfmoor.

[15] Mit seinem Stabe in der Hand, und dem Küster Ehrenpreiß zur Seiten, wandelte Hartknopf nun zum erstenmal über das Torfmoor nach Ribeckenäuchen hin.

Zur rechten hatte er die Aussicht über das Torfmoor auf die Haide, zur linken auf den Küster Ehrenpreiß, und einen mit Haidekraut bewachsenen öden Berg, welcher der Kramberg hieß. – Hinter sich sahe er den kleinen spitzigen Thurm von Ribbeckenau, der mit Schiefer, und vor sich den von Ribbeckenäuchen, der mit Schindeln gedeckt war.

Geschähe das am grünen Holze, seufzte er bey sich selber, was wird am dürren werden?

Denn seine Hofnungen waren nun schon verwelkt, und die Gedanken welche er jetzt wieder in Worte kleiden sollte, hatten einmal schon ihren frischen Glanz verlohren.

Die ganze Gegend um ihn her lag schwarz und öde –[16]

In dem ganzen Bezirk, den das Auge sahe, war keine Furche gezogen – kein grünes Fleckchen schimmerte hervor. –

Das Spiel der Sensen erklang auf diesem Boden nie – nie hielten frohe Schnitter hier ihr Mahl. –

Die weidende Heerde fand hier keine Nahrung – der Wanderer keinen sichern Pfad – denn täuschende Wassergraben durchschnitten allenthalben das lockere Moor. –

Nichts Gebildetes sproßte auf diesem Boden hervor, der unfruchtbar und öde da lag, um selbst in kurzem zu Asche verbrannt zu werden. –

Der Himmel blickte trübe auf die verwaißte Scene herab – und mit schwerem Herzen ging Hartknopf seinen sauren Pfad. –

Er wußte nicht, daß unter dem Thurme, der mit Schindeln gedeckt war, ein paar freundliche Gesichter auf ihn warteten, aus denen der Tag wieder in seine Seele lächeln würde, da er es am wenigsten vermuthete. –

Quelle:
Karl Philipp Moritz: Andreas Hartkopf. Prediger Jahre, Berlin: Johann Friedrich Unger, 1790. , S. 15-17.
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