Mein Besuch bei Hartknopf in Ribbeckenau.

[88] Ich fand ihn im Garten, wie er Bohnenstangen setzte, und er bewillkommnete mich unter den Bohnenstangen.

Er war nun der völlige Hauswirth geworden, denn er hatte auch Bienenkörbe, die er mir zeigte. –

Ich brachte ihm wieder Rettigsaamen mit, denn der, den ich schickte, hatte auf seinen Feldern noch nicht gedeihen wollen.

In seinem Antlitz glänzte eine heitere Freude – und dann zuweilen wieder ein tiefes Nachdenken.

Er hatte mir schon geschrieben, daß er verlobt sey. – Ich wünschte ihm Glück dazu, und er dankte mir bloß mit einem Händedruck. –[89]

Nun war auf den nächsten Sonntag gerade eine große Feyerlichkeit in Ribbeckenau, bei welcher ich mit zugegen war. –

Die Kirche in Ribbeckenau hatte nehmlich hundert Jahre gestanden, und feierte nun ihr erstes Jubelfest, und Hartknopf hatte schon allerley Veranstaltungen getroffen, um diese Feierlichkeit recht glänzend zu machen.

Ribbeckenau schien wirklich seine Welt geworden zu seyn – er hatte einen Zauberkreiß um sich her gezogen, der das, was er umschloß, in seinen Gedanken zu einem Elysium umschuf.

Quelle:
Karl Philipp Moritz: Andreas Hartkopf. Prediger Jahre, Berlin: Johann Friedrich Unger, 1790. , S. 88-90.
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