Auszug aus einem Briefe, den Hartknopf an mich schrieb.

[126] Dieser Brief schilderte mir Hartknopfs Zustand, wie er in Stunden des frohen Muths zu seyn sich vornahm, nicht wie er wirklich war, – er verschwieg mir den innern Kampf seiner Seele um sein Beispiel lehrreicher für mich zu machen.

Jahre nachher deckte er mir den Schleier auf, und ließ mich in die schreckliche Dunkelheit seines damaligen Zustandes blicken, den er mir in seinem Briefe mit diesen sanften Worten überkleidete:

»Ich schiffe nun, mein Lieber, den Lebensstrom hinunter – alles athmet Ruhe und Stille um mich her.« –

»Ohne Geräusch und Sorgen eilen die Stunden hin. – Kaum bin ich ausgelaufen, und finde mich am Ziele« –

»Unsere Hütten sind gebauet, wir haben unsere Wallfahrt vollendet.« –[127]

»Der Zeiger unsrer Dorfuhr tönt am Morgen, und am Mittage, und am Abend den stillen Frieden in unsre Seelen, und macht uns vertraut mit unsern Wohnungen.«

»Wir gehen friedlich unsern Weg, und dulden, und tragen uns einander mit Sanftmuth, weil wir vereint zum Grabe wallen.«

»Der Rettigsaamen gedeiht auf unsern Feldern, mein Garten steht in voller Blüthe, und die Gefährtin meiner stillen Tage ist hoch schwanger.« –

»So ist denn alles, wie es seyn kann, und muß, u.s.w.«

Quelle:
Karl Philipp Moritz: Andreas Hartkopf. Prediger Jahre, Berlin: Johann Friedrich Unger, 1790. , S. 126-128.
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