485. Knirrficker.

[325] Ein armer Mann machte mit dem Teufel einen Bund. Da versprach der Teufel ihm so viel Geld durch einen Stiefelschaft, den er durch ein Loch der Tür stecken sollte, ins Haus zu gießen, als er nur immer wünschen möchte. Dafür aber solle er das erste, was ihm geboren würde, sobald es fünfzehn Jahre alt wäre, ihm lassen, wenn er dann nicht wisse, wie er heiße. Der arme Mann ging in seiner Not den Handel ein, und bedachte nicht, daß seine Frau schwanger wäre. Der Teufel brachte ihm[325] das Geld. Er lebte von nun an herrlich und in Freuden; als seine Frau ihm aber bald eine Tochter gebar, da gereute ihn schon sein übereiltes Versprechen. Und je mehr sie heranwuchs und je näher der Tag kam, wo die Frist abgelaufen, je trauriger und unglücklicher ward er, da er gar nicht den Namen des Teufels erfahren konnte. Am Abend vor dem Tage ging er ganz niedergeschlagen durch den Wald. Da begegnete ihm ein Mann und fragte ihn nach der Ursache seiner Traurigkeit. »Ach«, sagte er, »ihr könnt mir doch nicht helfen!« Als der Fremde aber gar nicht aufhörte nachzufragen, sagte er ihm, daß er morgen den Tag seine Tochter verlieren müsse, wenn er nicht den Namen dessen kenne, dem er sie zugesagt. Da erzählte der Fremde, daß er eben einem Mann begegnet sei, der immer so vor sich hingesagt:


Knirrficker heet ik,

En junk Mäken weet ik,

Morgen schal'k ęhr halen. –


»Das muß der Teufel sein«, sagte der Mann und ging vergnügt nach Hause. Am andern Tage kam der Böse. Da sagte der Mann: »Knirrficker heetst du, mien Dochter kriggst du nicht.« Und der Unhold mußte abziehn.


Aus Dersau im Gute Ascheberg durch Dr. Klander in Plön. Vgl. Nr. 308. – Knirrficker nennt man sonst einen geizigen und schwächlichen Menschen, besonders die Leinweber. – Vgl. Harrys Sagen Nieders. I Nr. 5. Thiele, Danm. Folkes. II, 217 f. – Auf Romöe wohnen die Unterirdischen in einem Hügel, der die Burg heißt, weil einst da ein Schloß stand. Von dem Hügel geht ein Fußsteig, den einst ein Liebhaber, einer der Bewohner der Burg, nach dem sogen. Frauenthale oft zu seiner Geliebten wandelte. Über die eigenen Wege der Elbe s. Grimms Irische Elfenm. S. LXXVII. Thiele, Danm. Folkes. II, 221.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 325-326.
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