Rübezahl zerschlägt einen Hauffen Töpffe.

[77] Im Anfange des Frühlings war ein Jahrmarckt in einer Schlesischen Stadt / darauff zog auch unter andern eine Töpffers Fraue mit einem gantzen Wagen voll Töpffe hin: Solche hörete unterwegens zum ersten mahl den Storch klappern: Da fieng sie an nach dem alten Aberglauben zu sagen: Ho / ho / ich wirde diß Jahr ein hauffon Töpffe machen. Solche hörete bald der Rübezahl / und sprang auff den Wagē loß / sagende: Nein / gutes Weib / du hast die Topffe schon gemacht / ich will sie itzund alle zubrechen: Damit[77] du ja / so du welche machen wilst / Anlaß habest umzukehren / und neue zu machen. Und in dem sprang er unter die Töpffe herumb wie ein unsinniges Pferd / schlug und zerschmettert sie alle mit einander / und ließ das Weib mit dem leeren Wägen davon fahren: welches denn nicht ohne heulen und schreyen geschahe / daß sie ihren Marck so elendiglich verschertzet hatte. Und also meinete das Weib / es were nunmehr mit ihre Kerms alles aus / und wünschte nur allein / daß sie den Kopff nicht verliere / weil sie so erbärmlich umb das Topffzeug gekommen were. In deme sie also jammer schlaget / da siehet sie vor sich vom Wagen herunter / und erblicket einen ziemlichen Beutel voll Geld / darüber sie wieder froh wird / und ihres vorigen Leides vergisset / weil sie ietzt mehr gewonnen /als vorher verlohren hat. Das heist Marckt gehalten auff dem Wege / und die zerbrochene Töpffe theurer loß geworden als die gantzen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 77-78.
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