Rübezahl wird ein Gürtler.

[160] Der vorige alber Dieb schwatzte mir auch für / daß er einen Schäffer-Knecht gekant habe / der auff dem Gebürge einen Gürtel gefunden / welchen er flugs für Freuden über seinen Leib gespannet / und damit fürder gestoltzieret war; Drüber es sich zugetragen / daß der Gürtel dem Schaff-Matzer trefflich zu kneipen angefangen / also daß er sich nicht besinnen können /[160] wo es immer herkommen möchte / weil er den Gürtel ziemlich lose umbgeleget / und ihn endlich noch weiter machet: Welches aber dennoch nicht hilffet / sondern den Tölpel viel ärger und schmertzlicher drucket oder klemmet / daß er den Gürtel gar muß vom Leibe nehmen / und in der Hand behalten: Wie dieser aber solchen Fund in seiner Faust / wegen vermercklicher Schönheit / mehr und mehr admitiret, da schläget der Gürtel umb sich / und zu krabetzschet den Kerl / daß er viel ärger springet / als ein Tantz-Pferd: Drüber er zulauffen beginnet / und den Gürtel für allen Kuckuck von sich wirfft / welcher aber den Narren nicht verlassen wil / sondern wie eine Schlange hinter ihm herspringet / biß er ihn abermahl bey den Schaff-Peltz erhaschet / und Hosen und Wammes in tausend stücken zerreisset. Doch solches zwar darumb / weil dieser Mausekopff solches Kleid vor etlichen Tagen einem andern listig weggestolen gehabt.

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Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 160-161.
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