Siebzehnter Auftritt


[165] Prinzessin von Eboli. Marquis von Posa.


EBOLI.

Um aller Himmel willen, lassen Sie

Mich diesen Ort –

MARQUIS führt sie ganz vor, mit fürchterlichem Ernst.

Was hat er dir gesagt,

Unglückliche?

EBOLI.

Nichts – Lassen Sie mich – Nichts –

MARQUIS hält sie mit Gewalt zurück. Ernster.

Wieviel hast du erfahren? Hier ist kein

Entrinnen mehr. Du wirst auf dieser Welt

Es niemand mehr erzählen.

EBOLI sieht ihm erschrocken ins Gesicht.

Großer Gott!

Was meinen Sie damit? Sie wollen mich

Doch nicht ermorden?

MARQUIS zieht einen Dolch.

In der Tat, das bin

Ich sehr gesonnen. Mach es kurz.

EBOLI.

Mich? mich?

O! ewige Barmherzigkeit! Was hab

Ich denn begangen?

MARQUIS zum Himmel sehend, den Dolch auf ihre Brust gesetzt.

Noch ists Zeit. Noch trat

Das Gift nicht über diese Lippen. Ich

Zerschmettre das Gefäß, und alles bleibt,

Wie es gewesen – Spaniens Verhängnis[165]

Und eines Weibes Leben! –


Er bleibt in dieser Stellung zweifelhaft ruhen.


EBOLI ist an ihm niedergesunken und sieht ihm fest ins Gesicht.

Nun? Was zaudern Sie?

Ich bitte nicht um Schonung – Nein! Ich habe

Verdient zu sterben, und ich wills.

MARQUIS läßt die Hand langsam sinken. Nach einem kurzen Besinnen.

Das wäre

So feig, als es barbarisch ist – Nein, nein!

Gott sei gelobt! – Noch gibts ein andres Mittel!


Er läßt den Dolch fallen und eilt hinaus. Die Prinzessin stürzt fort durch eine andere Türe.


Ein Zimmer der Königin.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 2, München 31962, S. 165-166.
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