Zwanzigster Auftritt


[169] Prinzessin von Eboli. Herzogin von Olivarez.


EBOLI.

Gott! Sie hat mich verlassen!

Jetzt ist es aus.

OLIVAREZ tritt ihr näher.

Prinzessin Eboli –

EBOLI.

Ich weiß, warum Sie kommen, Herzogin.

Die Königin schickt Sie heraus, mein Urteil

Mir anzukündigen – Geschwind!

OLIVAREZ.

Ich habe

Befehl von Ihrer Majestät, Ihr Kreuz

Und Ihre Schlüssel in Empfang zu nehmen –

EBOLI nimmt ein goldnes Ordenskreuz vom Busen und gibt es in die Hände der Herzogin.

Doch einmal noch ist mir vergönnt, die Hand

Der besten Königin zu küssen?

OLIVAREZ.

Im

Marienkloster wird man Ihnen sagen,

Was über Sie beschlossen ist.

EBOLI unter hervorstürzenden Tränen.

Ich sehe[169]

Die Königin nicht wieder?

OLIVAREZ umarmt sie mit abgewandtem Gesicht.

Leben Sie glücklich!


Sie geht schnell fort. Die Prinzessin folgt ihr bis an die Türe des Kabinetts, welche sogleich hinter der Herzogin verschlossen wird. Einige Minuten bleibt sie stumm und unbeweglich auf den Knien davor liegen, dann rafft sie sich auf und eilt hinweg mit verhülltem Gesicht.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 2, München 31962, S. 169-170.
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