1218. Die Sonderburg bei Schöngeising.

[232] Mündlich.


Auf den waldigen Höhen, welche am östlichen Ufer des Ammerflusses hinziehen, sind nicht fern von dem Dorfe Schöngeising Spuren alter Befestigungen zu treffen, welche das Volk »Sunnenburg, oder Sonnenburg« nennt. Hier soll der heilige Rasso, Graf von Andechs und Diessen und Gaugraf des Husen- und Ammergaues ein Schloß gehabt haben, das man zu jener Zeit Sunderburg nannte. Es ist Thatsache, daß Graf Friedrich, welchen einige für den Bruder, andere hingegen für den Sohn Rasso's halten, auf seinem Schlosse Sunderburg, zwischen Wildenrod und Schöngeising unfern der Ammer gewohnt habe. Wie die Burg zu Grunde ging, das hinterbringen uns keine Dokumente, aber das Volk weiß es zu erzählen. Sunderburg ist gleich andern Burgen versunken mit allen seinen Bewohnern und Schätzen. Im Brunnen des Schlosses liegen zwei Wassereimer voll Gold, und schon manchen Habsüchtigen hat die Lust angewandelt, diesen Schatz aus der Tiefe herauszufischen. Es ist aber die Zeit noch nicht gekommen, die bösen Geister zu bannen, welche diese Schätze seit Jahrhunderten sorgfältig bewachen. Oft haben die Leute Glasscherben umhergestreut liegen sehen. Einmal schob ein Bauer von Schöngeising ein Stück davon ein und trug es nach Hause. Siehe da! das Glasstück war in Gold verwandelt; als der Glückliche zurückeilte, noch mehr Glasscherben zu holen, fand er keine. Die Schätze sollen nun immer mehr in die Tiefe versinken.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 232.
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