An seinen vertrauten Freund den Dorfferischen Filidor als er seine Geharnschte Venus herauß gabe auß Königsb. überschikket

[9] Vier Jahre brauchten wir fast einen Tisch und Stube:

mir ist noch nie bewust/ daß du ein Lied erdacht

von dehm/ was Zyprie vor fremde Reizung macht/

nun iezo sport dich an der kleine Liebes-Bube.

Bald klagst/ bald dreuestu/ bald weistu dich zu laben/

bald rähtstu andern ab/ daß sie das süsse Gifft/

die Liebe/ sollen fliehn/ die dich wol selber trifft.

Du scherzest mit der Faust/ und prangest mit den Gaben

so dir Apollo schenkt. Ist so ein lindes Schreiben

im Sturm auch ie erhört? da Schwerdt und Pulver knallt

und der verwundten Lerm in Felsen wiederschallt/

kanstu der Liebe Spiel in sanfften Reimen treiben.

Die Liebe hat offt Streit und Blut und Tod gebohren

hie wird im Streit' und Blut und Tode Venus wach/

ich denke deinem Geist' offt bey mir selber nach

und merke/ daß sich dir der Himmel hat verschwooren.

Da du in Stäten lebtst/ da schriebestu von Feldern/

nu du im Felde wachst/ stellstu dich wie verliebt/

ich weiß nicht was dein Kiel nicht alles von sich gibt.

Brich ab/ es ist verdient der Zweig auß Föbus Wäldern.


Nimm so vorlieb

Mit Meiner Person.

Quelle:
Kaspar Stieler: Die geharnschte Venus, Stuttgart 1970, S. 9.
Lizenz:
Kategorien: