Die Zeit ist hin

[123] Die Zeit ist hin; du löst dich unbewußt

Und leise mehr und mehr von meiner Brust;

Ich suche dich mit sanftem Druck zu fassen,

Doch fühl ich wohl, ich muß dich gehen lassen.


So laß mich denn, bevor du weit von mir

Im Leben gehst, noch einmal danken dir;

Und magst du nie, was rettungslos vergangen,

In schlummerlosen Nächten heimverlangen.


Hier steh ich nun und schaue bang zurück;

Vorüber rinnt auch dieser Augenblick,

Und wieviel Stunden dir und mir gegeben,

Wir werden keine mehr zusammen leben.


Quelle:
Theodor Storm: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 41978, S. 123.
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