An Victorie

[279] Für Deine wundervolle Mild' und Güte,

Wie könnt' ich jemals hoffen, Dir zu danken!

Ich kann nur beten, daß Dich Gott behüte!


Du saßest standhaft bei dem wilden Kranken

Und hörtest an und suchtest zu beschwichten

Des wunden Herzens stürmische Gedanken.


So kennst Du denn mein Denken und mein Dichten,

Ich ließ Dich schaun bis auf den Grund der Welle,

Du kennst mich ganz; Du wirst zu streng nicht richten!


Es rollt mein Blut in mehr als deutscher Schnelle,

Und viel gesündigt hat dies Blut zu Zeiten;

Doch bin ich sonst ein ehrlicher Geselle.


Ich konnte selten nur dies Blut bestreiten,

Geschrieben steht in diesem Buch mit Flammen

Die lange Kunde meiner Trunkenheiten.


Doch Du bist gut und wirst mich nicht verdammen.[280]

Quelle:
Moritz von Strachwitz: Sämtliche Lieder und Balladen, Berlin 1912, S. 279-281.
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