b.

[409] Middoge war früher nach Tettens eingepfarrt. Das war aber dem Junker von Middoge zuwider; er wollte eine eigene Kirche und eine eigene Pfarre haben. Darum veranlaßte er den Kirchenbau zu Middoge. Als die Kirche fertig und der Pfarrer eingesetzt war, und nun die Kirche eingeweiht werden sollte, befahl der Junker dem Priester, mit der Feier nicht eher anzufangen, als bis er zur Stelle sein werde. Der Priester wartete lange und hatte schon dreimal den Gesang vor der Predigt wiederholen lassen; als aber der Junker immer noch nicht kam, betrat er die Kanzel und wollte die Predigt beginnen. Da trat der Junker, mit Bogen und Bolzen bewaffnet, in die Kirche, und wie er den Prediger auf[409] der Kanzel erblickte, spannte er den Bogen und erschoß den Prediger. Diese Tat beschwerte doch das Gewissen des Junkers, und zur Sühne stiftete er in der Tettenser Kirche ein kunstvoll gemeißeltes Sakramentshäuschen. Dieses steht noch heutigen Tages unweit des Altars auf dem Chor und trägt den Namen des Junkers Ome hoeflink to Middoch wie des erschossenen Priesters Alvericus.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 409-410.
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