3. Das Wasser

[126] Blauer, fließender Aether,

Der von der Berge Gipfel

Sich niedertaucht;

Und süß genährt

Von strebenden Kindern,

Die ihm in die Arme stürzen,

Froh lachend an den Busen fliegen,

Daher mit seinen athmenden Fluten zieht.
[126]

Nieder gehst du

In Andacht,

In Demuth,

Entfliehst den Gebirgen,

Den steilen Höhen,


Und senkst dich seelig sanft in stille Thäler.

Fort schlägst du mit lebenden Pulsen

In triumphirender Freude,

Im ungehemmter Bewegung,

In's ewige Meer,

Das große, unergründliche, nie ermeßne.

Dich nähren die Wunder der Tiefe,

Du saugst mit Lebensathem

Die verlassensten, einsamsten Kinder

Zu dir ins lichte Leben herauf.

Deine Herzens-Adern ziehn sich in den Abgrund,

Niemals steigt dein heiliges Blut

Mit seinen hohen Strömen in das Dunkel,

Du verschmähst es.

Quelle:
Ludwig Tieck: Gedichte. Teil 1, Heidelberg 1967, S. 126-127.
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