12.

Wie die gůten jungen zů Antorff außgebadet hand und ihn gar wol genetzt und geschoren ward und in grosser armůt von Antorff gezogen seind.

[37] So man offt einen weg faret, würt das gleiß dest weiter: also wann man offt in seckel greifft, hat das ander gelt des mer raum, vorab so man vil heraußnimpt und nichs heinin legt. Also geschah es auch den gůten jünckerlein. Das gelt was verdempfft, so was der wirt nymm auff der post, so anders bringen kondt. Darzů was das müterlein gestorben unnd der weg zů weit. Der wirt zů Antorff mercket auch wol an seinen gesten, sie fiengen an an den orten einziehen, waren nit mehr die ersten an der taffel, brochten kein gest mehr zů hauß, in summa sie fiengen an gantz trostmütig zů werden. Der wirt gedocht im wol, die ků wer nit lang mehr zů melcken. Wann im gest kamen, satzt er seine junckern nymm nach alten brauch, unnd wann sie obenan sassen, hieß er sie herabrucken; er vergaß ir beyweilen gar, das er sie nit zům tisch berüffet. Das fieng die gůten jungen an schmertzen, insonderheit Wilbaldum; dann der kosten was auß im gangen, Lottarius hat sein bracht mer unnd vester gefürt dann er.

Der wirt kam eines tags mit einem grossen register und mit iren bulgen, die waren schon des kinds genesen; dann der bauch was in klein worden. Der wirt begert mit in zů rechnen, wolt einmal bezalt sein. Do gieng es an ein kopffkratzen. Domit ichs aber kürtz mach, es kam dohein, als die rechnung beschlossen und der wirt bezalt was, beleib in ungefor sechs brabendische pfund zům vorrhat, damit meyneten sie auß der statt Antorff zů reysen.

Do sagt der wirt: ›Lieben gesellen, es ist bey mir gewesen ewer schneider und schůmacher. Der ein fordert so, der ander sovil, hand mir verbotten, euch nit volgen zu lassen, sie seiend dann also bar bezalt.‹ Lottarius sagt: ›Wirt, nempt,[38] das mir euch zů thůn seind! Mir wend uns mit unsern schneidern und schůchmachern wol vergleichen.‹ – ›Das mag ich leiden‹, sagt der wirt, ›aber sunder meinen schaden. Damit sie nit meynen, ich wolt semlich schuld ongefordret an euch lassen und ir auch nit gedencken, ich thü semlichs von mir selbs, will ich nach in schicken und selb mit euch reden lassen.‹ Bald schicket er seinen stallknecht nach in beyden.

Von ungeschicht was ein schöne frauw in des schneiders hauß, bey welcher die gůten gsellen manchen gůten schlafftrunck gethon und nit bezalt hatten. Die eilet bald in die herberg, thet nit dergleich, als wann ir die sach zů wissen wer. Sie sah wol, das ire junckern nit mehr so fleyssig auff sie acht hatten als andre mal; sie sassen gantz trurig mit iren füsen auff die erden klopffen, under sich sehen, ir gelt, so sie verloren, sůchten; es was aber umbsunst. Die schon frauw hůb an mit in schimpflich zů reden, do was aber kein freüd.

In dem kamen die zwen schůmacher und der schneider, grüßten sie, fragten den wirt der ursach, warumb er nach inen geschickt hat. Sprach der wirt: ›Ir wißt, ir habt mir beyd verbotten, ich solt meinen beiden gesten zůgegen nichs volgen lassen, so sie hinweg wend, ir seien dann von in vernügt und bezalt‹. – ›Also ist im‹, sagten die beide. In summa, sie machten die rechnung, das traff sich aber ein zimlichs, und sunderlich dem schůmacher. Lottarius widerfacht: ›Solten wir in einer so kürtzen zeit sovil in schůhen zerbrochen [han], was würden dann erst die hosen kosten?‹ Antwurt der schůmacher: ›Der schönen frawen schů, so ir bevolhen hand hinzůgeben, kommen auch in dise rechnung.‹ Die gůten jungen wußten kein außred mehr, sie můßten zalen, da was schon kein gelt mehr.

Erst kam die gůt dochter umb den wein und sehlafftrunck. Lottarius sagt: ›Gůte fraw, das mir bey euch verzert, seind wir zehenfaltig zů kosten kummen. Wann es rechnen gilt, ir werden uns heraußzůgelten sein.‹ – ›Bots‹, sagt sie,


›Den brauch hab ich in meinem hauß:

Wilt hnein, můst dapffer geben auß,

Umb dein gelt läben wir im sauß.

Wilt nit, so magst wol bleiben dauß.

Ir habt mirs gschreiben an die wand.[39]

Habt ihr nit gelt, so gebt mir pfand!

Frawen zů teuschen wer ein schand,

So focht man die füchs in Brabant.‹


Was soll ich vil von disem tandt schreiben? Da můst all ding bezalt sein. Als aber kein gelt mehr vorhanden was, nam die gůt fraw dem Lottario einen schönen neüwen mantel, můsten all beid on alles gelt auß der herberg. Wilbald hat auch dem mantel einen gleich; den verkaufften sie umb ein pfundt flemisch, zogen so auß Antorff wol außgeriben, aber übel bekleidt. Da ward in alles, nach dem sie geworben hatten. Aber ich sorg, sie werden noch vil nachkümling haben, so zů Antwerpen den brauch noch nicht gelert unnd erst auff solchen hohen schůlen studieren werden, biß das sie in gleicher facultet mit disen zweyen doctorieren. – Do bleibt es, und wend fürbaß sagen, wie es Fridberten und Felixen gangen sey.

Jetzund kumme ich wider an Fridberten und seinen zuchtmeister, wie es inen auff der hohen schůlen gangen. Die haben sich in gar kurtzer zeit dohin gerichtet, das Fridbert doctor und Felix magister worden seind. Da semlichs dem hochmeister kundtgethon worden, hat er sich sein größlich erfreuwet; nit minder freüdt hat Gottlieb, als er der ding berichtet ward. In der zeit begab es sich von ungeschicht, das dem hochmeister sein kantzler starb. Er schicket zůstundt nach Fridberten, domit er in zů einem kantzler annem. Alda fing erst sein glück an zu grünen. Er nam auch Felixen an zů einem secretarien. Die beyde hielten sich dermassen an ihrem ampt, das sie in kurtzen zeiten von menigklich lieb gehalten und darbey gepreisen wurden.

Das bleibt. Weiters wöllen wir hören von Lottario und Wilbalden, wie es inen sei ergangen, nachdem sie von Antorff abgescheiden seind.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 37-40.
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