76.

Von einem wychbischoff, der die kirch und den kirchhof gewycht hat, hat aber kein begrebnuß den unschuldigen kinderen geordnet.

[99] Im Turgaw, nit weit von Costentz, in einem flecken hat ein übelthäter einen inn der kirchen erstochen und die kirch und den kirchhof entweicht, also daß man da nit kondt meß noch ceremonien mee halten, das nun den byderben leüten alda grosse beschwernus was. Werden zů radt und schicken nach dem wychbischoff mit grossem kosten, welcher kam und wycht die kirch und den kirchhoff wider.[99]

Als es nun alles versehen was, falts einem alten bauren zů, wo man die unschuldigen kinder sölle vergraben, unnd bringends an den wychbischoff wider, wo man doch die unschuldigen kinder sölle begraben, so der gantz kirchhoff gewycht syge. Spricht der wychbischoff: ›Wo wöllen irs haben?‹ Die bauren füren in an ein ort besunders und sprechen: ›Gnediger herr, allhie wirt es gůt sein.‹ Der wychbischoff spricht: ›Biß du nit gewycht!‹ Und die bauren můßten im das in sunderheit bezalen.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 99-100.
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