Zehnter Auftritt.

[46] Die Vorigen, der Pater Mareskotti.


JERONYMO zu Mareskotti. Sie, Herr Pater, müssen die Hand meiner Schwester mit der Hand dieses Würdigsten unter den Männern vereinigen. Sie kann und soll keines andern werden! Er ist der erste, der jemahls ihr Herz gerührt hat, und er allein verdient ein solches Herz zu besitzen.

PATER MARESKOTTI. Möchte doch ein Strahl vom Himmel eine Seele erleuchten, die für ihn gemacht ist! Möchten Sie, Herr Grandison, in die mütterlichen Arme der Kirche zurückkehren, die mit Sehnsucht nach Ihnen ausgestreckt sind. Wie glücklich würden Sie dadurch uns alle machen! – Ich komme diesen Augenblick von dem Markgrafen. Er hat die Veränderung schon erfahren, die mit der jungen Gräfin vorgegangen ist. Er hoffet, die Folge derselben –

GRANDISON. Lassen Sie uns den Himmel erflehen, ehrwürdiger Mareskotti, dass diese Folgen glücklich seyn mögen! – Liebster Jeronymo, so empfindlich mein Herz ist, so sehr es gerührt ist, so bin ich doch unveränderlich entschlossen, ihm nicht den geheimsten Wunsch zu gestatten, so lange die Gesundheit der theuern[47] Klementina zweifelhaft ist. Ich bin über die anscheinende Hoffnung entzückt, die Sie von ihrer Wiederherstellung haben – Möchte ich doch, wenn jemand unter uns unglücklich seyn soll, der einzige seyn, der es wäre! Ich würde mich bestreben, mein Unglück wenigstens erträglich zu machen; und der Gedanke, dass diejenigen glücklich wären, die ich am meisten liebe, würde es versüssen.


Quelle:
Christoph Martin Wieland: Sämmtliche Werke. Supplemente Band 5, Leipzig 1798, S. 46-48.
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Klementina von Porretta
C. M. Wielands sämtliche Werke: Supplement, Band V. Klementina von Porretta; Pandora; Die Bunkliade; Auszüge aus Jakob Forsters Reise um die Welt