XVII.

Grundsteinlegungsfeier.

[413] Eintreffen der Festgäste. – Proben der Symphonie. – Hauptprobe, danach Zusammensein auf Fantasie. – Regenguß am eigentlichen Festtag. – Grundsteinlegungsfeier auf dem Hügel und im Opernhause. – Aufführung der Symphonie. – Bankett in der ›Sonne‹ und im ›Anker‹, Wagners Toaste auf den König und auf die Stadt Bayreuth. – Versammlung der Patrone im Rathaussaal. – Liszts Brief.


Erhebet Euch mit kühnem Flügel hoch über Euren Zeitenlauf!

Fern dämm're schon in Eurem Spiegel das kommende Jahrhundert auf.

Schiller (An die Künstler).


Allen, die unser einleitendes Fest mit uns feierten, ist der Name ›Bayreuth‹ zu einem teuren Angedenken, zu einem ermutigenden Begriff, zu einem sinnvollen Wahlspruche geworden.

Richard Wagner.


Auf den 19. Mai fiel der Pfingstsonntag des Jahres 1872. Kein bedeutungsvolleres Pfingstfest hatte er in seinem Leben verbracht, als dieses, welches zugleich einen so tiefeingreifenden Einschnitt in das gesamte geistige Leben der Nation, ja der ganzen Menschheit machte; so wenig auch der weitausgebreitete träge Körper dieser Nation zur Zeit noch davon empfand, ja sich in der Zirkulation seiner alltäglichen Verrichtungen dadurch nur berührt fühlte! Kein bedeutungsvolleres Pfingstfest hatte vor allem auch diese stille Stadt Bayreuth erlebt, als dieses, welches zum ersten Male seine altertümlichen, schlummernden Straßen, Gassen und Plätze mit jenem bunten, regen Menschenstrome erfüllte, den der, mit dem Namen ›Bayreuth‹ von jetzt ab verbundene Zauber des Außerordentlichen, Unerhörten, des Inbegriffes deutscher Kunst, in der Folge immer wieder zusammenberief.

Nächst Hans Richter, den er sich von Wien aus mitgebracht, war von Mannheim aus Heckel als einer der frühesten Gäste schon am 16. eingetroffen und hatte, wie jener, auf der Fantaisie Wohnung genommen. ›Auf der [414] Fantaisie sang und spielte uns der Meister am Flügel den eben erst (?) vollendeten Aufruf Hagens an die Mannen vor‹, heißt es in Heckels Erinnerungen. ›Er war in der heitersten Stimmung und schon auf der gemeinsamen Fahrt von der Stadt nach der Fantaisie sprudelte sein Humor. Sein Lieblingshund Ruß, der ihn auf allen Spaziergängen begleitete, sprang lustig neben dem Wagen her.‹ Und in bezug auf jenen Vortrag der Mannenszene: ›seine Stimme klang voll und kräftig und erzielte die beabsichtigte dramatische Wirkung und drastische Deutlichkeit mit großer Energie‹. Schon am Vorabend des Pfingstfestes waren einzelne Gäste, Alexander und Franziska Ritter, Nietzsche, Gersdorff, als Vorläufer der aus allen Landen (selbst aus Mailand, Florenz und Hermannstadt in Siebenbürgen!) zuströmenden Scharen erschienen, und jeder neu ankommende Zug vermehrte ihre Zahl. Mit dem Ostbahnfrühzuge des Pfingstsonntags trafen die Musiker aus Wien und Pesth ein, mit den ferneren Tageszügen die Künstler und Patrone von Koburg, Meiningen, Weimar, Karlsruhe und München. Selbst das ›Bayreuther Tagblatt‹ hatte in seiner Sonntags-Nummer1 als Extrablatt den genauen Abdruck des Programmes zur IX. Symphonie aus dem zweiten Bande der ›Gesammelten Schriften‹ gebracht und damit seinerseits auf die Aufführung vorbereitet. Als fernere Pfingstsonntagbesuche meldeten sich – zu Nietzsche, Gersdorff und Ritter – noch Porges und Cornelius, dann die Gräfin Krockow, Frau v. Schleinitz, Gräfin Dönhoff. An demselben ersten Feiertag Abends 6 Uhr fand bereits im alten Opernhause ein kleiner Empfang der schon anwesenden Gäste durch den Meister statt. Mit Jubel von den Versammelten empfangen, begrüßte er die, zum Teil aus weiter Ferne auf seinen einfachen Anruf Herbeigeeilten. Er betonte, wie leid es ihm tue, in den bevorstehenden Festtagen nicht zu jedem einzelnen in diejenigen intimeren Beziehungen treten zu können, die er sich wünsche, und sprach die Hoffnung aus, eine gelungene Aufführung der großen Beethovenschen Tonschöpfung werde das Band einer geistigen Verbrüderung um alle Erschienenen schlingen. Nach einigen anordnenden Erörterungen über Placierung des Orchesters usw. trennte man sich unter dreimaligem Hochruf auf Wagner. – Gegen neun Uhr kam ein Extrazug an, der mehrere Hunderte von Gästen, und in den Leipzig er und Magdeburger Sangeskräften (Riedelscher und Reblingscher Verein) die Hauptmasse der mitwirkenden Sänger und Sängerinnen brachte. Obgleich gegen den Abend ein Gewitterschauer über die Stadt hingezogen war, der bereits manche Befürchtungen über das zu erwartende Wetter wachrief, war der Zudrang zum Bahnhof außerordentlich stark. Galt es doch nicht allein der Neugier, sondern einer freudig zu erfüllenden Pflicht. An die Festgenossen waren Quartierbillets versandt und die gastliche Stadt in [415] Distrikte geteilt. Wer im Bezirk A wohnen sollte, so lautete die Anweisung, müsse auf dem Bahnhof nach derjenigen bunten Laterne ausschauen, welche diesen Buchstaben trage; das Weitere werde sich finden. Um die Leuchten geschart, standen die Gastgeber (oder deren Abgesandte) schon lange vor dem Eintreffen des Zuges, um die Fremdlinge zu erwarten. Als der Zug in den Bahnhof einlief, bildeten Turnverein und Feuerwehr geschäftig eine Kette zwischen den Waggons und der andrängenden Menschenmenge: in ihrem Schutz waren sämtliche Gäste binnen kurzem mit ihren Quartiergebern in Einverständnis gesetzt; wer seinen Mann gefunden, ward von ihm im Triumph unter Dach gebracht. Allerdings waren zahlreiche Quartiergeber leer ausgegangen: die Berliner Sänger und Musiker hatten in Leipzig den Anschluß versäumt und konnten daher erst am folgenden Tage eintreffen.

Die erste Probe unter Wagners Leitung begann am Montag früh um 10 Uhr. Sie war ausschließlich den drei ersten, rein instrumentalen, Sätzen der Symphonie gewidmet. Als der Meister mit seiner Gemahlin, der Frau Minister v. Schleinitz und mehreren anderen Damen und Herren in der großen Mittelloge des Opernhauses erschien, wurde er von den Musikern mit solennem Tusch empfangen; er machte sich jedoch sofort wieder unsichtbar und erschien erst nach einiger Zeit im Orchesterraum, wo sich die gleiche begeisterte Ovation wiederholte, während das ganze Haus, Hüte und Tücher schwenkend, in stürmischen Jubel ausbrach. Die Bühne war für die Aufführung in einen Saal umgewandelt worden, deren Seiten und Decke durch Holzwände, mit einer dem Ganzen entsprechenden Malerei bedeckt, hergestellt waren. Längs den Seiten stiegen amphitheatralische Sitzreihen für die Sänger empor; in der Mitte des Bühnenraumes und auf den untersten Tribünen fanden die Musiker mit ihren Pulten Platz. Es waren ihrer über hundert, die sich aus den verschiedensten Richtungen des Vaterlandes versammelt, unter ihnen die vortrefflichsten und berühmtesten Namen. Einen vorzüglichsten Kern des gesamten mächtigen Instrumentalkörpers bildete vorzugsweise das Streichquartett: wohin man blickte, ein Konzertmeister, jeder ein Virtuos; an ihrer Spitze August Wilhelmj, demnächst die Herren Singer, Grün, Wille, Fleischhauer, Heckmann u.a. Es wurde treffend bemerkt, daß allein Wehr und Waffen derselben sich zu einer Ausstellung wertvoller Instrumente hätten verbinden können. So gelang es denn auch, wiewohl selbst dem Dirigenten-Genie Wagners in der Vereinigung so verschiedener Elemente eine besondere Aufgabe gestellt war, der elektrisierenden Glut des Führers, zuerst die Geigen in Fluß zu bringen, und das Quartett verschmolz wie zu einem Guß. Längerer Zeit bedurften die Bläser; nach mehrstündigem Bemühen war jedoch auch hier die Arbeit in der Hauptsache getan. Sehr erleichterten die Verständigung die präzisen Weisungen, die der Meister meist in der knappen [416] Form des bildlichen Kernspruches gab. ›Mit einem innerlichen Forte‹ sollte die wuchtige begleitende Figur der Streichinstrumente zum zweiten Thema des zweiten Satzes gespielt werden, um dieses selbst zu deutlichem Vernehmen gelangen zu lassen. ›Keine Gefühlsnuance! kein Affekt! wie hinter einem Schleier muß das klingen!‹ – und der Hornist blies seine Ces dur-Tonleiter (3. Satz) sofort ganz anders. Manche dieser Bemerkungen wirkten nicht nur belebend auf die Spielfreudigkeit des Orchesters, sondern erregten stürmische Heiterkeit auch unter den Zuhörern. Ihren Inhalt verdankten sie der tiefen Erkenntnis; an ihrer Form hatte die glückliche Stimmung, die den Meister in diesen herrlichen, hoffnungsvollen Tagen beseelte, den meisten Anteil. Die erste Probe nahm die Kräfte des Dirigenten, wie der ausübenden Künstler, bedeutend in Anspruch; als sie nach mehr als dreistündiger Arbeit schloß, war es gegen halb zwei Uhr Mittags.

Nachmittags fünf Uhr war die zweite Probe angesetzt, an welcher sich auch die inzwischen vollzählig gewordenen Sänger zum ersten Male aktiv beteiligten. Unter den Gästen des Meisters war in der Mittelloge, außer den bereits Genannten, auch die soeben eingetroffene vielgetreue ›Idealistin‹, Malvida von Meysenbug, sichtbar, dazu Baron Loën aus Weimar, Ernst Dohm aus Berlin, Professor Rohde aus Kiel, lauter engverbundene, zusammengehörige Elemente, die sich zum Teil, wie Malvida und Nietzsche, hier erst persönlich kennen lernten. Haupt an Haupt nahm jetzt der zum erstenmal entbotene Chor die amphitheatralisch aufsteigenden Tribünen ein. In den beiden einstigen Trompeterlogen ragten die Heldengestalten Niemanns und Betzs aus einem Kreise stimmverwandter Sänger hervor. Die weiblichen Stimmen des Soloquartettes waren in den Händen des Frl. Lehmann aus Hamburg und der Nichte des Meisters, Frau Johanna Jachmann-Wagner. Als der Meister etwas verspätet erschien, hatte er Mühe, dem grüßenden Jubel zu steuern, um den Versammelten in kurzer Anrede seinen Dank auszudrücken, daß sie so vertrauensvoll seinem Ruf gefolgt. Es sei der freudigste Augenblick für ihn, da er sie in so großen Scharen um sich vereinigt sehe. Dann rief er Feustel aus dem Zuhörerkreise hervor und indem er ihm vor allem Publikum kräftig die Hand schüttelte, rief er. ›Das ist der Mann, der mir wacker geholfen hat; ja, ja, der alles hier zustande gebracht hat, – meine Herrschaften, ich stelle Ihnen den Bankier Feustel vor.‹ Darauf, mit freudigem Blick um sich sehend, in dem gleichen traulichen und herzgewinnenden Ton: ›aber heute ist es doch schön hier?‹ – Die Probe des letzten Satzes nahm ihren Anfang. Der plötzliche Aufschrei im Eingang desselben ertönte, wurde aber sogleich wieder durch das ›Halt!‹ des Meisters gehemmt. Eine Tonflut müsse hereinbrechen, plötzlich, wild, unaufhaltsam; Rhythmus, gute und schlechte Taktglieder, Akzente usw. sollten aufhören, die ganze achttaktige Periode wie ein mit gesteigerter Kraft auf den letzten [417] Ton hindrängender Auftakt erscheinen. Erst nach wiederholten Versuchen gelang es den Spielern, seiner Intention vollkommen gerecht zu werden, – aber mit welch schrecklich überzeugender Gewalt wirkte dann auch dieser furchtbare Ausbruch einer wilden Verzweiflung, der jetzt in seiner ganzen rhythmischen Chaotik über die Zuhörer hereinstürmte! In gleicher Weise wußte er den Charakter der jedesmaligen Stelle durch drastische Ausrufungen stets auf das bestimmteste zu fixieren. Mit einem energisch gesprochenen ›Nicht doch!‹ geschah dies z.B. bei den beiden isolierten Eingangsnoten des, nach dem flüchtigen Austauchen des Scherzothemas wieder eintretenden Rezitativs der Bässe in F dur. ›Als wenn sämtliche Pauken der Welt da wären‹, sollte das hervorbrechende Fortissimo vor dem Eintritt der Menschenstimme ausgeführt werden. Dann erhob sich Betz: ›O Freunde, nicht diese Töne!‹ Seine herrliche Stimme erfüllte den weiten Raum. ›Lebendiger!‹ rief der Meister, ›als wollten Sie sagen: Kerle, was spielt Ihr für ein greulich Zeug!‹ Der Sänger sollte seine Worte mit dem ganz dramatisch-individuellen Ausdruck einer Art von edler Entrüstung ausrufen. ›Ganz recht!‹ erwiderte Betz und bewies sofort durch seinen veränderten Vortrag, daß er den Wink verstanden. Als Niemann von der Trompeterloge aus beim Beginn des Solo-Quartettes hinunterrief: ›Meister, wenn Sie mir hier keinen Takt schlagen, kann ich nicht singen‹, antwortete Wagner: ›Ich schlage keinen Takt, dadurch wurde der Vortrag steif, Sie müssen diesen Satz ganz frei singen. Sie sind ein so vorzüglicher Künstler und können es; darum habe ich Sie und die andern mm Quartett gewählt. Ich male es Ihnen in die Luft.‹2 Am meisten Verdruß und Mühe bereitete ihm seine eigene Nichte, Frau Jachmann-Wagner, die das Altsolo im Quartett zu singen hatte. Sie konnte die schwierige Partie (weil sie schlecht gelernt hatte!) nicht richtig treffen, und entschuldigte sich mit nichtigen Vorwänden, als könne sie dieselbe nicht deutlich lesen, bis er schließlich zu ihrer Unterstützung eine Dame aus dem Chor herbeirief;3 dann klappte es endlich. Die Vorbereitungen des Chores durch Riedel, Rebling und Stern waren so sorgfältig gewesen, daß dem Meister hier glücklicherweise fast nichts zu tun übrig blieb. ›Auf Professor Riedels, Frage: »Singen wir, was die Mode frei geteilt?« antwortete er: »Wir singen frech geteilt!« und im Nachdruck seiner Betonung lag ein Widerklang des Ingrimms, mit dem Beethoven selbst einst jene Änderung vorgenommen haben mochte.‹4 Das, seid umschlungen ›Millionen!‹ dessen [418] Ausführung einst in Dresden so viel Anstrengung gekostet, wurde hier zu erst von den beiden kleinen Chören in den Trompeterlogen allein gesungen, ›gleichsam als wenn sie den anderen ein Mysterium verkündeten‹. Leider brach über die lehrreichen Stunden die plötzliche Kalamität eines unfreiwilligen Gasstreikes herein. Beide Gasuhren versagten nacheinander den Dienst: die Flammen erloschen, es drohte völlig Nacht zu werden, und für den Augenblick war nicht zu helfen. Gegen sieben Uhr erhielt demnach die Probe einen unerwarteten Schluß. – Abends fand, dem Festprogramme gemäß, eine Reunion in der ›Sonne‹ statt. In kürzester Zeit füllten sich die Räumlichkeiten des Gasthofes derartig, daß schon um acht Uhr schwer ein Plätzchen zu bekommen war. Es ging hoch und heiter her, obgleich der Meister, nachdem er sich in den Proben heiß und müde gearbeitet, an der geselligen Freude teilzunehmen verhindert war und, zur nötigen Schonung seiner Kräfte für alles noch Bevorstehende, sich sogleich heim und zur Ruhe begeben hatte.5

Der Morgen des folgenden Tages (Dienstag, 21. Mai) hatte eine größere Anzahl der Festgenossen zur Eremitage hinausgeführt. Gegen zehn Uhr aber begegnete man jedem, aus welcher Himmelsrichtung er auch kommen mochte, auf dem Wege zum Theater. Die Probe nahm vor besetztem Hause ihren Anfang mit dem Kaisermarsch, dessen vokaler Schluß, das ›Heil, Heil dem Kaiser!‹, von so vielen ausgezeichneten Stimmen mit Begeisterung gesungen, einen übergewaltigen Eindruck machte. Dann wurde die Symphonie von neuem vorgenommen; rastlos erwies sich der Meister in der Anfeuerung aller, in der Ergänzung seiner bereits gegebenen Vorschriften. In der ›Schreckensfanfare‹ zu Beginn des letzten Satzes, deren Ausführung schon Tags zuvor so viel zu schaffen gemacht, verletzte sein Ohr die lückenhafte Mitwirkung der Trompeten, welche der Partitur nach – gemäß der beschränkten Beschaffenheit der damaligen Naturtrompete – ihre Teilnahme [419] am melodischen Gange gegen die ersichtliche Intention des Komponisten unterbrechen. Wagner griff unter diesen Umständen zu der Abhilfe, daß er die schmetternden Instrumente den Gang der Holzbläser vollständig mit ausführen ließ. Nun war Licht gewonnen: ›man glaubte da nicht mehr bloß Musik zu hören, man glaubte die Melodie wie unmittelbar vor sich zu sehen.‹6 Die Korrektur in den Stimmen erschwerte die Aufgabe, da ergriff Hans Richter die Trompete und half mit der ihm eigentümlichen Energie. Sein Feuereifer veranlaßte die Bläser sogar, sich zugunsten der verbesserten Lesart eine Extraprobe anzuberaumen. – Zu der Nachmittags um fünf stattfindenden Hauptprobe waren zahlreiche Billette ausgegeben und das Haus gefüllt, als gelte es bereits der Aufführung. Des Meisters Ungezwungenheit übte trotzdem auf alle Anwesenden die hinreißendste Wirkung aus. Er ließ seinem Humor ganz die Zügel schießen, und sprach vielerlei, bald zu Orchester und Chor, bald zum Publikum gewendet. Mit sichtlichem Behagen konstatierte er u.a. wiederholt die Abwesenheit einer offiziellen Journalistik. ›Hier gibt es keine Programme, keine Annoncen, an den Ecken ist nichts zu lesen; wir geben kein Konzert, wir machen Musik für uns und wollen der Welt nur zeigen, wie man Beethoven aufführt, und wer uns kritisiert, den soll der Teufel holen!‹ Stürmische Heiterkeit nahm diese gemütlichste aller Versuchungsformeln auf. Insofern in ihr eine Spitze enthalten war, richtete sich dieselbe gegen zwei Berliner Journalisten, die sich, wie der Meister wohl wußte, gegen seinen Willen und sehr zu seinem Ärger unter die Anwesenden mit eingedrängt, indem sie sich – eigens zu diesem Zwecke – durch ihre Redaktionen Patronatscheine, auf ihren Namen lautend, hatten kaufen lassen.7 Während des Dirigierens geriet er so ins Feuer, daß sein Taktstock mitten im Finale im zwei Stücke zersprang. Von dem gleichen heiteren Ernst, wie seine übrigen Äußerungen während der Probe, war die längere Ansprache getragen, mit der er zum Schluß nochmals seinen Dank an seine Musiker, Sänger und Sängerinnen aussprach und alle Anwesenden für den folgenden Tag zur Grundsteinlegung einlud. ›Eine solche Kompagnie kommt nicht so leicht wieder zusam men‹, diese Wendung ward schnell zum geflügelten Worte. Unmittelbar und absichtslos, spontan und impulsiv, wie bei jeder Gelegenheit eine jede seiner Äußerungen, war auch die – allen sich mitteilende – hinreißende Mischung von Ernst und Heiterkeit in diesen göttlichen Tagen: ein unwillkürlicher, ungekünstelter und eben deshalb unwiderstehlicher Ausdruck seiner eigensten inneren Stimmung. Trotzdem mochte [420] ihn doch, wenn er sich in diesen Tagen in so reichem Maße persönlich vernehmen ließ, ein vollbewußter Drang nach verschwenderischer Mitteilung und Ausströmung seines innersten Wesens leiten: das Verlangen danach, gerade dieser, ihm persönlich unbekannten Menge, die so recht von draußen her, aus einer kalten, fremden, unkünstlerischen Welt, zu ihm zusammengeströmt war, zur Erinnerung an die Zeit, die sie bei ihm weilten und unter dem großen Doppelzauber Beethovens und seiner Persönlichkeit standen, ein rechtes Gastgeschenk des Genius mit auf den Weg zu geben. Und so ergoß es sich von ihm weithin wie ein Rausch der Entrückung, wie ein Eintauchen und Versinken in die Sphäre des Künstlerischen, des Ideales, wie er seit jenen Grundsteinlegungstagen Bayreuth als ein unvergleichlich einziger Zauber zu eigen geblieben ist.8

Als der letzte Akkord verklang, war es wiederum sieben Uhr Abends geworden. Im Festprogramm war für den Schluß des Tages ein Ausflug nach der Fantaisie projektiert. Zwar hing dunkles Gewölk gewitterdrohend über den Bergen; die finsteren Massen am Himmel schoben und türmten sich durch- und übereinander, und von Zeit zu Zeit machte sich auch ein leiser ferner Schimmer des Blitzes sichtbar Dennoch strömte der größte Teil der Festgenossen hinaus in das Freie; zu Fuß, zu Wagen und zu Pferde, eine wahre Völkerwanderung, ging es nach dem, doch eine gute Stunde weit entfernten Parke Karossen rollten hin und wieder, wo sie fehlten, mußten einfache Leiterwagen aushelfen, und wo ein Fuhrwerk ganz versagt war, schritten selbst auch die munteren Sängerinnen aus Leipzig, Magdeburg, Berlin, Koburg usw. wacker zu Fuß in lichten farbigen Scharen froh dem allgemeinen Ziele zu, um auch diesen Teil des Festprogrammes gewissenhaft zu erfüllen. Der schöne, dem Herzog Alexander von Württemberg gehörige Park stand in seiner vollen Ausdehnung offen: Türen und Tore, sonst das ganze Jahr über verschlossen, waren durch die Gastlichkeit seines Besitzers heute weit geöffnet. Ein Sammelplatz der immer neu heranströmenden Teilnehmer dieser Festtage war das dicht am Park gelegene Hotel zur Fantaisie; in seinen Räumen stauten sich die bunten Wogen. Ein Kreis von auserwählten näheren Freunden und Freundinnen war in der Häuslichkeit Richard Wagners versammelt, unter ihnen Frau v. Schleinitz, die ›Idealistin‹ Malvida, Redakteur Dohm aus Berlin, Justizrat Gille aus Jena. Unermüdet nach allen gewaltigen Anstrengungen des Tages hatte der Meister noch am späten Abend für alles Auge und Ohr, für jeden ein teilnehmendes und liebenswürdiges Wort. Eine Ausnahme hiervon behauptet Fräulein Adelheid Schorn gemacht zu haben. ›Wagner kam‹, so erzählt sie, ›als die Gesellschaft schon versammelt [421] war. Er begrüßte einige Bekannte und plötzlich stand er vor mir, gab mir die Hand und sagte: »und wen haben wir denn hier?« Jemand, der daneben stand, sagte: »Fräulein von Schorn aus Weimar«. Da ließ er meine Hand los, drehte sich auf dem Absatz um und ging fort. Er wußte wohl, daß ich seiner Frau einen Brief ihres Vaters gebracht, und glaubte, das sei schon die Antwort auf seine Einladung. Daß Liszt nicht gekommen, hatte ihn tief verletzt, und ich mußte es entgelten. Er mußte (?) Fräulein von Meysenbug und mich zu Tische führen; wir saßen an einer langen Tafel, er an dem einen schmalen Ende, wir beide neben ihm an den langen Seiten: er hat es fertig gebracht, mich während des ganzen Abendessens nicht nur nicht anzureden, sondern nicht einmal anzusehen.‹9 Wir würden diesen Bericht als einen wertvollen Beitrag zur Charakteristik der Situation und der durchaus spontanen, keines Zwanges fähigen Natur des Genius in allen ihren Äußerungen begrüßen, könnten wir uns nur davon überzeugen, daß die Wiedergabe dieser kleinen Züge – bei allem Feingefühl für Wagners wirkliches Empfinden! – nicht doch eine allzu harte und schroffe Fassung erhalten hat. So lag doch z.B. durchaus keine Notwendigkeit für ihn vor, die Dame persönlich zu Tische zu führen und sie an seine Seite zu setzen: diese ehrende Bevorzugung galt der Abgesandten Liszts! Unerwähnt bleibt ferner, daß Herr Dohm oder Gille als Nachbar zur Rechten ihre Tischunterhaltung so lebhaft besorgte, daß dem Meister gewiß keine dringende Veranlassung geboten war, seinerseits auch noch in dieselbe einzugreifen.10 – Nach 9 Uhr brachte der Bayreuther ›Liederkranz‹ dem, am Vorabend seines neunundfünfzigsten Geburtstages stehenden Meister eine Serenade. Mit farbigen Lampen zog die Schar vom Schobertschen Gasthof in den Schloßgarten hinüber, wo sich dieselbe unter seinen Fenstern postierte. Eine dazu abgesandte Deputation erhielt auf das freundlichste die Erlaubnis zur Ausführung des Ständchens. Der Gefeierte applaudierte nach jeder Nummer und erschien zum Schlusse mit seiner Gemahlin im Garten, um sich unter die Sänger zu mischen und ihrem Dirigenten auf die schmeichelhafteste Weise seinen Dank auszudrücken. Der vorgerückten Stunde wegen kamen die auf eine weitere Huldigung abzielenden [422] Pläne des Riedelschen Vereins nicht mehr zur Verwirklichung; dagegen brach ein Regenschauer aus, der für den folgenden Tag die ungünstigsten Aussichten eröffnete.

In der Tat zeigte sich schon am frühen Morgen des eigentlichen Festtages der Himmel dicht in Wolken gehüllt. Gegen acht Uhr begann ein seiner Regen, der immer intensiver wurde und um die elfte Stunde in einen strömenden Landregen ausartete. Um zehn sollte sich der festliche Zug vor dem Feustelschen Hause in der Jäger- (nachmals Bahnhof-)straße in zwangloser Weise ordnen. Der Ungunst des Wetters zum Trotze ward es auf dem Wege dahin immer lebendiger, obgleich man nicht wußte, ob der für den Fall ungeeigneter Witterung in Aussicht gestellte Aufschub des feierlichen Aktes in Kraft treten werde oder nicht. Die Zeit verging, eine immer mehr anschwellende Menschenmenge schob und drängte sich in der Jägerstraße hin und her. Endlich verbreitete sich die Kunde, die eigentliche Festlichkeit mit Rede und Gesang werde, des andauernden Regens halber, um zwölf Uhr Mittags im Opernhause, der Akt der Grundsteinlegung jedoch zwar in abgekürzter Form, aber zur bestimmten Stunde, auf dem Festspielhügel stattfinden. Das bedeutungsvollste Ereignis dieses Vormittags war für den Meister eine soeben eingetroffene Depesche des königlichen Freundes, durch welche dieser, wenn gleich persönlich abwesend, an dem Weiheakt sich aus der Ferne beteiligte. ›Aus tiefstem Grunde der Seele spreche ich Ihnen, teuerster Freund, zu dem ganz Deutschland so bedeutungsvollen Tage meinen wärmsten und aufrichtigsten Glückwunsch aus Heil und Segen zu dem großen Unternehmen im nächsten Jahre! Ich bin heute mehr denn je im Geiste mit Ihnen vereint. Kochel, den 22. Mai 1872. Ludwig.‹ Vor der Auffahrt nach dem Bauplatze trug sich noch folgende Episode zu, die wir mit den Worten Heckels wiedergeben, und die uns seinerzeit in mündlicher Mitteilung durch Nietzsche, als zweiten Augenzeugen derselben, in all ihren Einzelheiten genau übereinstimmend berichtet worden ist. ›Frau Wagner‹, erzählt Heckel, ›nahm dem Meister, wenn es irgend anging, alle unangenehmen Erledigungen ab. Ein Berliner Journalist hatte eine unwahre Nachricht über Bismarck und das Bayreuther Unternehmen an seine Zeitung telegraphiert, und es war kaum zu erwarten, daß ein einfaches Dementi die Möglichkeit schädigender Folgen ausschloß. Als sich dieser Berichterstatter vor der Abfahrt zur Grundsteinlegung im Hause des Bankier Feustel, wo wir uns versammelt hatten, einfand, ersuchte Frau Wagner Nietzsche und mich in den Vorraum zu treten, um Zeugen einer Abfertigung zu sein. Hier hielt Frau Wagner mit außerordentlicher Größe und Feinheit dem Betreffenden die ganze Schändlichkeit eines Gebarens vor, welches, um der Sensation willen, unwahre Gerüchte verbreitet, ohne Rücksicht auf das Schicksal eines großen Unternehmens. Der Zurechtgewiesene verlor vollständig die Fassung, er fügte sich allen Vorschriften [423] und verließ Bayreuth. Frau Wagner hatte mit sicherer Beredsamkeit meine innersten Gefühle und Gedanken über das Verhältnis eines Volkes zum Genius seiner Zeit ausgesprochen: es war ein von heiligem Zorn erfülltes Präludium zu den Eindrücken, die wir nach der Abfahrt zum Festspielhügel daselbst empfangen sollten.‹11

Obgleich der Weg durch den aufgeweichten Lehm fast bodenlos geworden, fand sich ein dichtgedrängtes Publikum auf dem Festplatze zusammen. Mächtige Mastbäume mit deutschen und bayerischen Wimpeln und Flaggen, einundzwanzig an der Zahl, fixierten die Ecken des künftigen Gebäudes, so daß sich der Beschauer die Linien desselben leicht im Geiste herstellen konnte. Tribünen und Erhöhungen schlossen den Festplatz ein. Die Auffahrt in der Vorderfront markierte sich durch zwei ausgehobene Erdgruben; hier waren die um den Grundstein gelagerten Quadersteine eingelegt. Vorn sollte sich der Verwaltungsrat postieren; über ihm war ein Podium als Rednerbühne eingerichtet, hinter diesem für die Patrone und Delegierten der Wagner-Vereine eine ovale Fläche abgegrenzt, über der sich in Kurvenlinien die Tribüne für Sänger und Sängerinnen erhob. All diese Herrichtungen waren vergebens getroffen, das von Minute zu Minute sich steigernde Unwetter ließ keine prunkvolle Entfaltung der Feier zu. Der Lehmboden war völlig aufgeweicht. Kurz nach 11 Uhr rollte der Wagen die Anhöhe empor, welcher mit dessen nächsten Angehörigen und Freunden den Meister brachte; dieser stieg unmittelbar neben dem Grundsteine aus Unter den Klängen der Militärmusik, welche den Huldigungsmarsch an König Ludwig II. von Bayern spielte, wurde der Stein versenkt und begann die Vermauerung desselben. In die dem Steine eingefügte Blechkapsel waren mehrere beziehungsvolle Dokumente eingefügt: 1) der telegraphische Weihegruß des Königs ›an den Dichterkomponisten Herrn Richard Wagner in Bayreuth‹, dessen Wortlaut wir soeben mitteilten; 2) eine handschriftliche Urkunde des Meisters, bestehend aus den wenigen, alles sagenden poetischen Zeilen:


›Hier schließ' ich ein Geheimnis ein, da ruh' es viele hundert Jahr':

so lange es verwahrt der Stein, macht es der Welt sich offenbar.‹12


Richard Wagner ergriff den Hammer und tat mit den Worten: ›Sei gesegnet mein Stein, stehe lang' und halte fest!‹ die ersten drei Hammerschläge. ›Als er sich umwandte, um den Hammer einem der Herren zu überreichen, war er leichenblaß und Tränen standen ihm in den Augen. Es war ein unbeschreiblich feierlicher Moment, den wohl keiner vergessen hat, [424] der dabei war.‹13 Ihm folgten die Glieder des Verwaltungsrates, Bürgermeister Muncker, Bankier Feustel und Advokat Käfferlein, die Patrone, Männer und Frauen, die Baumeister und viele aus den Reihen der anwesenden Gäste. ›Ein herrliches Bild bot Niemanns Hünengestalt, als er plötzlich vordrang und, anzusehen wie die lebendige Verkörperung eines Wagnerschen Helden, mit dem Hammer zu gewaltigem Schlage ausholte. Der Meister drückte ihm tiefbewegt die Hand.‹14 Die Klänge des Huldigungsmarsches waren verhallt, eine tiefe Ergriffenheit hatte sich aller bemächtigt, als sich die Versammlung nach dreifachem Hochruf auf den Meister trennte. ›Als an jenem Maitage des Jahres 1872‹, erzählt Nietzsche, ›der Grundstein auf der Anhöhe von Bayreuth gelegt worden war, bei strömendem Regen und verfinstertem Himmel, fuhr Wagner mit einigen von uns zur Stadt zurück. Er schwieg und sah dabei mit einem Blicke lange in sich hinein, der mit einem Worte nicht zu bezeichnen wäre. Er begann an diesem Tage sein sechzigstes Lebensjahr: alles Bisherige war die Vorbereitung auf diesen Moment. Man weiß, daß Menschen im Augenblicke einer außerordentlichen Gefahr oder überhaupt in einer wichtigen Entscheidung ihres Lebens durch ein unendlich beschleunigtes inneres Schauen alles Erlebte zusammendrängen und mit seltenster Schärfe das nächste, wie das fernste wiedererkennen. Was mag Alexander der Große in jenem Augenblicke gesehen haben, als er Asien und Europa aus einem Mischkruge trinken ließ? Was aber Wagner an jenem Tage innerlich schaute – wie er wurde, was er ist, was er sein wird – das können wir, seine Nächsten, bis zu einem Grade nachschauen: und erst von diesem Wagnerischen Blick aus werden wir seine große Tat selber verstehen können – um mit diesem Verständnis ihre Fruchtbarkeit zu verbürgen!

Es war zwölf Uhr geworden, als im alten markgräflichen Opernhause das allen Teilnehmern unvergeßliche Nachspiel des eben geschilderten gewichtigen Aktes vor sich ging. Der Zuschauerraum war in allen Rängen und Logen dicht besetzt; sämtliche Musiker, Sänger und Sängerinnen hatten sich auf der Bühne eingefunden. Dann erschien der Meister, nachdem er inzwischen den am Vormittage ihm übermittelten, nun in dem Grundsteine verschlossen ruhenden telegraphischen Gruß des Königs auf gleichem Wege erwidert, und nahm im Vordergrunde der Bühne inmitten seiner Familie, des Verwaltungsrates und anderer Getreuen Platz.15 Die Heiterkeit der vorangegangenen Tage war allerseits einem tiefen Ernste gewichen. Die feierlichste [425] Stunde der bedeutungsvollen Festwoche war gekommen. Nach einigen einleitenden Worten des Bedauerns, daß die eigentliche Feier in so unlieber Weise gestört worden, übergab der Meister das Wort dem Bürgermeister Muncker, der als Vertreter der Stadt die Patrone und Gönner des Unternehmens, wie die zu seiner Verherrlichung versammelten Sänger, Sängerinnen und Tonkünstler begrüßte. Seine Ansprache endete mit einem dreifachen Hoch auf die deutsche Kunst, ihren Meister und ihre Jünger. Dann ergriff Wagner selbst noch einmal das Wort zu längerer Rede. ›Durch Sie‹, wandte er sich mit bewegtem Ausdruck an seine Patrone und Freunde, ›bin ich heute auf einen Platz gestellt, wie ihn gewiß noch nie vor mir ein Künstler einnahm. Sie glauben meiner Verheißung, den Deutschen ein ihnen eigenes Theater zu gründen, und geben mir die Mittel, dieses Theater in deutlichem Entwurfe vor Ihnen aufzurichten. Hierzu soll fürs erste das provisorische Theater dienen, zu welchem wir für heute den Grundstein legen.‹ An wen aber würde er sich zu wenden haben, um dem idealen Werke auch seine solide Dauer in der Zeit, der Bühne ihre schützende monumentale Gehäusung zu sichern? Jüngst habe man die Unternehmung öfter als die Errichtung des ›Nationaltheaters in Bayreuth‹ bezeichnet. Er sei nicht berechtigt, diese Benennung als gültig anzuerkennen. Wo wäre die ›Nation‹, welche dieses Theater sich errichtete? Als kürzlich in der französischen Nationalversammlung über die Staatsunterstützung der großen Pariser Theater verhandelt wurde, hätten die Redner sich feurig für die Forterhaltung, ja Steigerung der Subvention verwendet, weil man die Pflege dieser Theater nicht nur Frankreich, sondern Europa schuldig wäre. In welche Verlegenheit und Verwirrung müßte ein deutsches Parlament geraten, wenn es die ungefähr gleiche Frage zu behandeln hätte? Im besten Falle würde ein deutsches Theater dort so behandelt werden, wie noch vor wenigen Jahren in unseren verschiedenen Landtagen das deutsche Reich, nämlich: als Chimäre. ›Nur Sie, die Freunde meiner besonderen Kunst, meines eigensten Wirkens und Schaffens, hatte ich, um für meine Entwürfe mich an Teilnehmende zu wenden. Und nur in diesem, fast persönlichen Verhältnisse darf ich für jetzt den Grund erkennen, auf welchen wir den Stein legen wollen, der das ganze, uns noch so kühn vorschwebende Gebäude unserer edelsten deutschen Hoffnungen tragen soll. Sei es jetzt auch bloß ein provisorisches, so wird es dieses nur in dem gleichem Sinne sein, in welchem seit Jahrhunderten alle äußere Form des deutschen Wesens eine provisorische war. Dies aber ist das Wesen des deutschen Geistes, daß er von innen baut: der ewige Gott lebt in ihm wahrhaftig, ehe er sich auch den Tempel seiner Ehre baut. Doch schon jetzt ist der Stein stark und recht gefügt, um dereinst den stolzen Bau zu tragen, sobald es das deutsche Volk verlangt, zu eigener Ehre mit Ihnen in seinen Besitz zu treten. Und so sei er geweiht von Ihrer Liebe, von Ihren [426] Segenswünschen, von dem tiefen Danke, den ich Ihnen trage, Ihnen allen, die mir wünschten, gönnten, gaben und halfen! – Er sei geweiht von dem Geiste, der es Ihnen eingab, meinem Rufe zu folgen; der Sie mit dem Mute erfüllte, jeder Verhöhnung zum Trotz, mir ganz zu vertrauen; der aus mir zu Ihnen sprechen konnte, weil er in Ihrem Herzen sich wiederzuerkennen hoffen durfte; von dem deutschen Geiste, der über die Jahrhunderte hinweg Ihnen seinen jugendlichen Morgengruß zujauchzt.‹16 An diese Ansprache des Meisters schloß sich, von den vereinigten Sängern vorgetragen, der Chor aus den ›Meistersingern‹: ›Wacht auf! es nahet gen den Tag!‹ – als ein rechter ›jugendlicher Morgengruß des deutschen Geistes über die Jahrhunderte hinweg‹, – der Gruß Hans Sachsens an die ›Wittenbergisch Nachtigall‹ galt nun, dreiundeinhalb Jahrhunderte nach seinem ersten Erklingen, dem großen Reformationswerke des deutschen Kunstreformators. Dann ergriff Feustel das Wort: er brachte dem Herrscher Bayerns, dessen treue Huld, dessen auf das Ideale gerichteter Sinn den geistigen Grundstein zum Werke des Meisters gelegt habe, hierauf auch dem deutschen Kaiser, ein Hoch, in welches alle Anwesenden tief ergriffen mit einstimmten. Dann trennte man sich, um am Nachmittag zur festlichen Aufführung der Beethovenschen Tonschöpfung am gleichen Orte sich wieder zu versammeln.

Zum Mittag hatte der Meister die Freude, den treuen Wiener Freund Dr. Joseph Standhartner bei sich zu sehen, dessen Gastfreundschaft er erst kürzlich genossen, der aber nur so schwer von seinen ärztlichen Pflichten sich loslöste, daß es dazu schon eines Ereignisses, wie das heute gemeinsam erlebte, bedurfte. Nach kurzer Ruhe ging es dann an den letzten Teil der Feier: die Aufführung der Symphonie. Die fünfte Nachmittagsstunde war dafür bestimmt; aber schon von 4 Uhr an begann das heftige Zuströmen des Publikums. Eine förmliche Wagenburg bildete sich auf dem Opernplatze. Nur mit Mühe gelang es, den Weg in das Innere zu erreichen. Eine festlich geschmückte Zuhörerschaft erfüllte das Parkett und die drei übereinander emporsteigenden Logenreihen; ja selbst die vor der untersten Logenreihe umlaufende Galerie, welche zu markgräflichen Zeiten während der Opernvorstellung eine Kompagnie Leibgarde innezuhaben pflegte. In der großen Mittelloge nahm die Gattin Richard Wagners in einem auserlesenen Kreise der engsten Freunde und ausgezeichnetsten Gönner Platz. Auf der Bühne war das Dirigentenpult mit mächtigen Lorbeerkränzen geziert. Der eine derselben trug auf breitem Atlasbande die Widmung: ›Dem Meister Wagner zum 22. Mai 1872 der Wiener Wagner-Verein.‹ Der ringsum steil sich erhebende amphitheatralische Tribünenaufbau gewährte in der vielfarbigen Mannigfaltigkeit [427] seiner Insassenschaft einen zugleich anmutigen und imponierenden Anblick. Gleich über den Musikern des Orchesters, welche den mittleren Bühnenraum und die untersten Sitzreihen einnahmen, der bunte Kranz der Sängerinnen, über ihnen die Sänger; in allem nahezu ein halbes Tausend von Personen. Und doch war es nicht allein die freudig bewegte, festlich geschmückte Menge als solche, welche hier imponierte, und die sich etwa zu allerlei Musik- und Gesangsfesten ähnlich zusammenfinden mochte, sondern der sofort einem jeden sich aufdrängende Eindruck, all diese Männer und Frauen – aus den entlegensten Gauen und Marken des Vaterlandes – seien von fern und nah dem Aufgebot eines einzigen Rufes gefolgt, sie alle von einem Geiste beseelt, und dieser Ruf wie dieser Geist der eines übermächtigen Genius! Es war das bestimmte Gefühl, daß all diese Zurüstungen einem großen Wendepunkt in der deutschen Kunstübung galten, der von dem heutigen Tage und der Vorführung der verheißungsvollsten aller Tondichtungen seinen Anfang nahm. Auch während des gesamten Verlaufes der Aufführung blieb dieses eine Gefühl die dauernde Grundlage, auf welcher die durch dieselbe erregten Empfindungen wechselten.

Der Symphonie ging der ›Kaisermarsch‹ voraus, dessen Eindruck insbesondere bei den brausenden Klängen des Schlußchores überwältigend großartig war. Wer empfand nicht bei diesen wuchtigen Tönen, auf welchem Grunde der Künstler sein Lebenswerk errichtet sehen wollte? Nach kurzer Pause folgte der eigentliche Kern der Feier, die Beethovensche Symphonie Sie drückte dem Feste den Charakter der religiösen Weihe auf, von den erschütternden Kämpfen, mit denen sie beginnt, bis zu den freudigen Schauern der Welterlösung im letzten Satze, deren Macht sich keiner aus der großen Zahl der Hörenden zu entziehen vermochte, da sich unter dem Zauberstabe des Dirigenten auch die geheimsten Tiefen der erhabenen Tondichtung offenbarten. Und das alles in diesem verschwenderisch zierlichen Rokokoraume mit seiner sinnig verschlungenen reichen Ornamentik! ›Wem wären‹, so schrieb davon nachmals der Meister selbst, ›die verwunderlichsten Gedanken fern geblieben, als er hier am 22. Mai 1872 auf derselben Stelle Platz genommen, welche einst der markgräfliche Hof mit seinen Gästen, dem großen Friedrich selbst an der Spitze, erfüllte, um ein Ballett, eine italienische Oper oder eine französische Komödie sich vorführen zu lassen, und von derselben Bühne her die gewaltigsten Klänge dieser wunderbaren neunten Symphonie von deutschen Musikern, aus allen Gegenden des Vaterlandes zum Feste vereinigt, sich zutragen ließ; wenn endlich von den Tribünen herab, auf welchen einst galonierte Hoftrompeter die banale Fanfare zum Empfange der durchlauchtigen Herrschaften von seiten eines devoten Hofstaates abgeblasen hatten, jetzt begeisterte Sänger den Versammelten zuriefen; »seid umschlungen, Millionen!«, wem schwebte da nicht ein tönend belebtes Bild vor, das ihn den Triumph [428] des deutschen Geistes unabweisbar deutlich erkennen ließ?‹17 Ja, es war das gemeinsame Gefühl einer ahnungsreichen, wonnevollen Hoffnung auf das siegreiche Werden einer neuen, deutschen Kultur, das alle Versammelten, von echtem Enthusiasmus für den Künstler und sein Werk erfüllt, hier an sich erlebten, wie den Sonnenaufgang eines neuen glorreichen Tages in der Welt- und Geistesgeschichte. Als der Zauber gelöst, der Bann gebrochen war, in welchem sich alle bis zum Verklingen des letzten Tones befanden, brach der Jubellos; aus den Reihen der Zuhörer wie der Mitwirkenden regnete es Lorbeerkränze, Buketts und was es sonst noch an Huldigungszeichen gab Selbst tief erschüttert, lehnte der Meister alle Ovationen von sich ab, indem er stumm auf die Gesamtheit der Mitwirkenden hinwies, und dann statt alles weiteren die Ankündigung gab: der ernsten Feier solle am Abend noch eine heitere folgen; er freue sich, sie alle beim heutigen Festmahl wiederzusehen.

In den hell erleuchteten Räumen der ›Sonne‹ fand die letzte Vereinigung aller beteiligten Elemente und der fröhliche Abschluß des großen Tages statt. Wegen beschränkter Räumlichkeit konnten nicht mehr als dreihundert Tischkarten zum Bankett ausgegeben werden. Demzufolge fanden sich auch im gegenüberliegenden ›goldenen Anker‹, im ›Reichsadler‹ und an anderen gastlichen Stätten förmliche Landsmannschaften zusammen. Doch blieb dem offiziellen Festmahl der ›Sonne‹ durch die Anwesenheit Richard Wagners mit seinen Angehörigen und näheren Freunden anfänglich eine Bevorzugung gewahrt. Der Hochruf, zu dessen Ausbringung hier der Meister von seinem Platze sich erhob, galt seinem königlichen Beschützer. ›Meine verehrten Anwesenden‹, so begann diese Ansprache. ›Sie wissen, wenn eine so zahlreiche Versammlung sich zusammenfindet, wie hier, so gebührt es sich, daß man dem Landesfürsten ein Lebehoch bringt Indem mir diese Ehre zugeteilt wird, treffe ich aber auf einen besonderen Punkt. Dem Landesfürsten für alle Wohltaten zu danken, ist die Pflicht aller derer, die unter seiner Regierung eines aufblühenden Wohlstandes sich erfreuen, – für mich aber ist er noch mehr, noch unendlich viel mehr, als er jedem einzelnen in diesem Lande ist Das, was er mir ist, geht über mein Dasein weit hinaus; das, was er in mir und mit mir gefördert, stellt eine Zukunft dar, die uns in weiten Kreisen betrifft, die weit über das hinausgeht, was man unter bürgerlichem und staatlichem Leben versteht: eine hohe geistige Kultur, ein Ansatz zu dem Höchsten, was einer Nation bestimmt ist, – das drückt sich in dem wundervollen Verhältnis aus, von dem ich hier rede. Als es mir endlich erlaubt wurde nach Deutschland zurückzukehren, als man dann in Deutschland nicht gewußt, was man mit mir anfangen sollte, und als namentlich die offiziellen Kunstinstitute [429] gar nicht wußten, was sie mit mir anfangen sollten, hat die großherzige Stimme, die in mein Innerstes drang, mich zu sich gerufen und hat gesagt: »Ich will dafür sorgen, daß du, künstlerischer Mensch, den ich liebe, dessen Gedanken ich ausgeführt wissen will, fortan von allen Lebenssorgen frei sein sollst.« Auf diese mir zuteil gewordene Großmut gründet sich die Fähigkeit Ihnen solche Wunder vorzuführen, wie wir sie heut' erlebt haben. Die liebenswürdigsten und bedeutendsten Künstler, sie alle haben zusammengewirkt und mir die Ehre erzeigt, unter meiner Leitung ein Fest zu feiern, das in ähnlicher Weise nicht wiederkehrt. Meine Herren, das verdanke ich diesem König! Wenn ich jetzt den landesüblichen Toast ausbringe, so begreifen Sie, daß mich kein offizieller Brauch dazu veranlaßt, sondern, daß ich aus dem tiefsten Grunde des Herzens rufe: Bayerns herrlicher König lebe hoch!‹18 Gegen halb zehn Uhr verließ er in Begleitung seiner Gattin und der nächsten Freunde den Saal, um zunächst noch allein die im gegenüberliegenden ›Anker‹ befindlichen Gäste zu begrüßen und auch hier durch sein Erscheinen Anregung zu spenden und die Gemüter zu erheben.

Mit Jubel empfangen, verweilte er auch hier eine reichliche Stunde und es kam sogar zu einem zweiten Trinkspruch, welcher nun, da er sich nicht wiederholen wollte, nicht mehr dem Könige gelten konnte, wohl aber der Stadt Bayreuth und ihren Vertretern, ihrer gesamten Bürgerschaft. ›Ich möchte jetzt noch‹, so sprach er, ›der Stadt gedenken, die mich und Sie, meine verehrten Gönner und Freunde, so gastlich aufgenommen hat. In den Zeitungen haben sich die Journalisten mit dem Namen der Stadt beschäftigt und gesagt, mit meinem Theater solle in Bayreuth eine »Bereit«er-Bude errichtet werden. Das scheint mir eine ganz falsche Auffassung der Etymologie des Namens Bayreuth zu sein; denn wenn wir es recht betrachten, sind wir in Bayreuth »beim Reuth«, wir sind hier beim Ort, wo man das Unkraut ausrottet. Und wie man einst den Wald hier gereutet und eine liebliche Stadt gepflanzt hat, so wollen auch wir hier ausreuten die fremdländische Aftermuse, die Zerrbilder der Kunst Meine Herren, es sind Witze darüber gerissen worden, daß unser Theater in der Nähe des Irrenhauses stehen wird. Sie kennen alle die Gründe, die mich dazu bestimmt haben, diese Stadt zu wählen; daran aber habe ich allerdings nicht gedacht, daß Bayreuth eine so gesunde Luft hat, daß es die Wahnsinnigen gesund macht, und wer verrückt geworden ist, [430] hier geheilt wird von weisen Ärzten. Es wäre gar nicht übel, wenn wir hier in der Nähe dieses großen Irrenhauses ein Haus errichteten für euch alle, ihr Verirrten, ihr vom deutschen Geiste Abgeirrten, in dem ihr geheilt werdet von all den Fratzen und Entstellungen der Kunst, die ihr zum Hohne des Auslandes, das euch verlacht, vom Ausland herübergenommen habt, indem ihr, den deutschen Geist verleugnend, das Schlechte aus der Fremde ins Schlechtere travestiert habt. Euch allen, die ihr in der Irre geht, möchte ich zurufen: kommt her und seht, wir geben hier etwas Besseres, etwas Schärferes, aber Gesundes, aus dem deutschen Geist heraus, gesund wie das hiesige Klima, gesund wie der Sinn seiner Bewohner. Dieser Sinn wird gepflegt hier auf den Schulen; wir haben hier gelehrte Schulen, an deren Spitze Leute stehen, die fähig sind darüber nachzudenken, ob bloß das das Rechte ist, was die Professoren auf der Universität als »Bildung« in Deutschland vertreten. Als ich hierher kam, fing ich nicht an von Opern, Rezensionen und Theaterintendanten zu reden, sondern ich sprach zu Männern, die jetzt meine teuersten Freunde sind, von einer Idee, die dem Ganzen zugrunde liegen soll. Sie hörten mich an, diese Männer, die jetzt im Verwaltungsrate sind; es hörten mir zu Dekane, Konsistorialräte und Professoren, um mich zu ergründen, ob ich etwas Törichtes sagte, oder etwas was Fundament hat, und dieses aufmerksame Anhören dessen, was ich will, hat mich tief gerührt und geehrt. Wir haben hier eine Bürgerschaft, welche es wirklich gezeigt hat, daß sie es mit dem Unternehmen gut meint, welche, um meinen idealen Gedanken durchzuführen, mir ein ganz reales Grundstück geschenkt hat; eine Bürgerschaft, welche sagte: wir wollen das Werk Wagners fördern, und wir schenken ihm den schönsten Platz, den wir haben, den er finden kann. Und an der Spitze dieser Bürgerschaft sind Männer, die ich nicht zu loben brauche: da ist ein Bürgermeister, den Sie alle kennen, und ein Vorsteher der Stadtverordneten, welchen Sie von früherer Arbeit in der bayerischen Kammer her und sonst schätzen gelernt haben und von dem Sie wissen, was er auch für dieses Werk getan; da ist unser lieber Dr. Käfferlein, drei Männer, welche an das Werk gegangen sind, ohne Phrasen, mit Ruhe und Energie, aber mit der Überzeugung, daß ich kein Mensch bin, der zu Torheiten ihnen Vollmacht gegeben hat. Wir sehen den Erfolg ihres Tuns; es war schwierig, diese Aufführung zustande zu bringen. Erinnern Sie sich meines ersten Aufrufes, er war halb ein Aufruf ins Blaue, eine Anfrage an das Schicksal, zu der ich getrieben wurde durch den Enthusiasmus mir außerordentlich ergebener Herzen. Es war schwierig, für die schöne Idee ein sicheres Geleise der Ausführung zu finden, – dieses Geleise ist gefunden! Durch das Zusammenwirken der guten Stadt Bayreuth und des trefflichen Verwaltungsrates ist es möglich geworden, daß wir dieses Fest jetzt mit einander feiern konnten, und darum stoßen Sie mit mir auf den seltsamen Geist, den unverdorbenen [431] Sinn der wackeren Bürgerschaft Bayreuths und all der verdienten Männer an!‹19

Von hier aus begab sich Wagner noch einmal zur ›Sonne‹ zurück, um seine Gemahlin abzuholen, die zwar nicht mehr im Festsaal, wohl aber in dem Privatzimmer der Gräfin Schleinitz mit anderen Damen seiner harrte. Auch auf dem Bankettsaal zeigte er sich noch einen kurzen Augenblick: hier herrschte bereits eine sehr animierte Stimmung. Die Begeisterung durch das große Erlebnis des heutigen Tages, das Bewußtsein seiner hohen geschichtlichen Bedeutung, die freudig gehobene Stimmung der Altgetreuen, Alexander Ritter, Porges, Cornelius, R. Pohl usw. Das bis ins Innerste erregte Hochgefühl echter deutscher Künstlerseelen, mußte ausbrausen und konnte nicht so zeitig zur Ruhe gelangen. Hier hatte sich denn inzwischen auch ein charakteristischer kleiner Vorfall zugetragen, den wir, da er nicht mit zu den erhebenden gehört, in den Anhang dieses Bandes verweisen. Jedenfalls erkannte der Meister daraus, daß er fast schon zu lange in dem frohen Kreise verweilt und begab sich um Mitternacht heim, um sich die nach allen Ermüdungen und Anspannungen des vollbrachten Tages notwendige Ruhe zu gönnen.

Am folgenden Morgen, Donnerstag den 23. Mai, früh um acht Uhr, erblickte die enge Stiege und der düstere Saal des alten Bayreuther Rathauses noch eine Versammlung der Patrone und Vereinsdelegierten zur gemeinschaftlichen Beratung und Beschlußfassung über Inangriffnahme des Baues. Vor kaum sechs Monaten war in demselben Raume das erste Schreiben des Dichterkomponisten an die bürgerlichen Behörden der Stadt zur Verlesung gekommen. Durch einstimmigen Beschluß wurde der Verwaltungsrat ermächtigt, ›den Bau des Theaters mit aller Energie in Angriff zu nehmen und durchzuführen‹. Mit der Entgegennahme und Prüfung der Rechnung, und Erteilung der Decharge wurde, als der älteste, der Richard-Wagner-Verein zu Mannheim beauftragt. Während der Beratung über die Vergebung der fünfhundert Freiplätze erschien der Meister. Er erklärte, dieselben sollten vor allem an solche Künstler verteilt werden, die beim besten Willen nicht zu einem materiellen Beitrag fähig seien. Auf seine weitere Angabe, daß schon aus technischen Gründen eine Aufführung im folgenden Jahre unmöglich sei, wurde der Beschluß gefaßt, alles zur bestimmten Ermöglichung derselben im Jahre 1874 vorzubereiten. Noch einmal forderte Wagner die Anwesenden auf, [432] darüber zu wachen, daß das Patronatswesen nicht zum Gegenstand der Spekulation werde, sondern der Charakter des Patronates, als einer Vereinigung von Freunden und Gönnern einer allen gemeinschaftlich am Herzen liegenden Sache rein erhalten bleibe. Dann trennte sich die Versammlung, und ihre Glieder kehrten, noch erfüllt und begeistert von den empfangenen Eindrücken, in ihre Heimat zurück.

Der gleiche Tag lichtete auch die Reihen der übrigen Festteilnehmer; jeder Zug entführte liebe Freunde, alte und neue Bekannte der Zurückbleibenden; am Freitag zerstoben auch deren letzte Häuflein. Wieder lag das Städtchen, soeben noch Zeuge des lautesten und buntesten Lebens, in alter friedlicher Stille. Über ihm aber war in strahlendem Schimmer der Stern seiner dauernden Ehre aufgegangen. Durch die eben stattgefundene, Feier hatte es die Weihe empfangen für seine hehre Bestimmung: Heimstätte und Ausgangspunkt zu werden für die wahre und einzige Kunstübung, welche, wie die Liebe, nicht das Ihre sucht; die nichts will, als im Spiegel des Scheins die tiefste und ernsteste Wahrheit, und keine anderen Genießenden erwartet, als die dieser Wahrheit Bedürftigen; die nichts erstrebt, als die Freiheit, die ihr nottut, um ihr Ziel erreichen zu können, und keine anderen Interessen verfolgt, als die Gewinnung und dauernde Sicherung dieser Freiheit. Ihr Kampf- und, Feldzeichen aber heißt: höchste Uneigennützigkeit und Selbstlosigkeit, zu welcher der Meister durch sein ganzes eigenes Leben das Vorbild geboten, und welche, diesem hohen Beispiel gemäß, dem Bayreuther Werke und den an ihm Wirkenden – in allen Anfechtungen von außen her – dauernd als höchste Richtschnur zu eigen geblieben ist. Diese moralische Höhe, sie ist es, die neben aller genialen Befähigung einen Hauptbestandteil des, in den Grundstein verschlossenen ›Geheimnisses‹ bildet, der Stolz deutscher Art, der Inbegriff und das Wahrzeichen von ›Bayreuth‹.

Dem Bayreuther Tagblatt aber vertraute der Meister, unter dem Datum des 21, die folgende ›Danksagung‹ an die Bürgerschaft an: ›Im Verlaufe der vergangenen Tage bot sich mir wiederholt die Gelegenheit, den Teilnehmern und Förderern der von mir veranstalteten Kunstfestlichkeit die Gefühle meiner herzlichsten Dankbarkeit mündlich auszusprechen: der ganzen teuren Stadt Bayreuth und allen den Bürgern derselben, deren aufopferndste Hilfstätigkeit wie eine segensvolle Schutzwehr uns alle umfaßte, glaube ich nur auf diesem Wege der Öffentlichkeit sagen zu können, mit welcher freudigen Rührung ich der genossenen Wohltat ihrer liebevollen Mitwirkung eingedenk bin. Ich sage im besonderen meinen innigsten Dank den zahlreichen Familien, welche sich der gastlichen Bewirkung meiner hierher berufenen Freunde widmeten, den geehrten Mitgliedern des Wagner-Vereins, welche als Gast- und Festordner den erfolgreichsten Bemühungen sich unterzogen, dem kräftigen Turnerkorps, den vortrefflichen Militärmusikern, welche selbst unter den [433] härtesten Beschwerden unsere festlichen Zusammenkünfte zu beschützen, wie zu verschönern mit wahrer Aufopferung sich angelegen sein ließen;20 nicht minder danke ich der ganzen freundlichen Bevölkerung, welche sich mit getreulichen Grüßen um uns scharte, ihren geselligen Vereinen, in deren Verkehr meine künstlerischen Gäste eine erquickende bürgerliche Unterhaltung fanden, deren Behörden durch die ermüdendsten Arbeiten jedes Gelingen der ungemeinen Unternehmung vorbereiteten, wie ich in ihren ersten Vorstehern von Anfang an die hingebenden Freunde gefunden hatte, denen jeder Dank, wollte ich ihn noch aussprechen, zu schwach dünken müßte gegen das notwendig ihnen eigene edle Bewußtsein, durch ihre Freundschaft alles, was uns gelingen sollte, eben erst ermöglicht zu haben. So begrüße ich aus vollem Herzen das liebliche Bayreuth, in welchem ich zu tiefster innerer Befriedigung den lang ersehnten heimatlichen Ruhesitz für mich gewonnen zu haben hoffen darf; und so erfasse ich das Gelingen der letzten schönen Tage als die günstige Vorbedeutung dafür, daß mein ferneres Verweilen in dieser Stadt ihr zu einem edlen Ruhme, sowie mir zu dauernder Beglückung gereichen werde‹ Auch ein an die Mitwirkenden gerichtetes Danksagungsschreiben verkündet uns die Empfindungen des Meisters bei ihrem Scheiden: ›Wie es mir unmöglich war‹, heißt es darin, ›jedem einzelnen Gliede des herrlichen Vereines künstlerischer Kräfte, welcher sich in jenen glücklichen Mai-Tagen zur Feier unseres großen Beethoven aus mancher Ferne um mich scharte, beim Abschiede meine Hand zum Danke zu reichen, so erliege ich auch jetzt der Schwierigkeit, in dem gewünschten Sinne nach jeder Richtung hin selbst schriftlich diesen Abschiedsgruß zu vermitteln. So erwähle ich diesen Weg der allgemeinsten Öffentlichkeit, welchen ich für meinen Aufruf umgehen konnte, um an jeden der vortrefflichen Künstler und Kunstbeflissenen, die nun an ihren heimatlichen Herd zurückgekehrt sind, mein dankerfülltes Lebewohl gelangen zu lassen. Ich danke den hochbefreundeten Sängern und Musikern, welche von Norden und Süden, Osten und Westen, von Berlin bis Wien, von Pesth bis Mannheim, meiner schlichten Einladung zu einer edlen Kunstfeier folgten und sich hier versammelten; ich danke den werten Führern der einzelnen Festzüge, den ausgezeichneten Pflegern des ernsten Chorgesanges in Berlin, Leipzig und Magdeburg, den künstlerischen Vorständen der Orchester von‹ – – hier bricht das handschriftlich erhaltene Fragment dieser herrlichen vollberedten Danksagung ab, von welcher ein vollständiger Abdruck bisher noch nicht aufgefunden worden ist.21

[434] Auf Fantaisie gab es an diesen Tagen Abschiedsbesuche über Abschiedsbesuche; nur wenige ganz Getreue verblieben noch kurze Zeit am Orte und die Treueste der Treuen, Malwida, mit ihrem Zögling, Frl. v. Herzen, bis etwa drei Wochen nach dem Fest. Hatte auch der edelste Freund – Liszt – bei der Feier gefehlt, hatte er es über sein großes Herz zu gewinnen vermocht, noch einmal den, seinem innersten Wesen so fernstehenden, Rücksichten gegen die – unheilbar gegen Wagner verstimmte – Fürstin durch dieses Opfer zu genügen: so lag doch in seiner tatsächlichen Antwort auf die Einladung des Meisters die endliche, späte, lang verzögerte Vereinigung der beiden Zusammengehörigen sicher und unzweifelhaft verbürgt. Vor allem für Liszt selbst sollte dadurch ein völlig neues Leben beginnen! Mit dem Wortlaute seiner, bloß um einen Satz gekürzten, Erwiderung beschließen wir daher diesen Abschnitt aus dem Leben unseres Meisters, für dessen soweit geführte Erzählung wir keinen würdigeren Abschluß finden können. ›Erhabener lieber Freund! Tief erschüttert durch Deinen Brief, kann ich Dir nicht in Worten danken. Wohl aber hoffe ich sehnlich, daß alle Schatten, Rücksichten, die mich ferne fesseln, verschwinden werden – und wir uns bald wiedersehen. Dann soll Dir auch einleuchten, wie unzertrennlich von Euch meine Seele verbleibt – innig auflebend in Deinem zweiten höheren Leben, in dem Du vermagst, was Du allein nicht vermocht hättest Gottes Segen sei mit Euch, wie meine ganze Liebe! 20. Mai 1872, Weimar. F. L.‹

Kaum ein Vierteljahr später fand dieses Wiedersehen statt, und von da ab war auch dieser teuerste Freund unzertrennlich mit dem Meister und seinem Werke verbunden, fest zu Bayreuth gehörig.

Fußnoten

1 Extra-Beilage zu Nr. 139 des ›Bayr. Tagblatts‹, von Sonntag, d. 19. Mai 1872.


2 E. Heckel, Erinnerungen, S. 44. ›Auch bei dem Solo der Celli und Bässe sagte er: »Meine Herren, das müssen Sie jetzt auswendig können. Sehen Sie mich an, es gibt kein Taktschlagen, ich zeichne es Ihnen in die Luft. Das muß sprechen wie ein Rezitativ.« Die Wirkung war eine wunderbare.‹ (Ebenda, S. 44/45).


3 Vgl. zu dieser Episode die Erinnerungen an A. Schorn (›Zwei Menschenalter‹, S. 214).


4 So berichtet E. Heckel in seinen Erinnerungen (S. 45); wobei uns einzig auffällig bleibt, daß Riedel diese Frage abermals getan haben sollte, die zwischen ihm und dem Meister bereits brieflich erörtert worden war; vgl. Wagners Brief an Riedel vom 4. Mai: ›»Frech«, versteht sich! Aber nur das letzte Mal, als Steigerung.‹


5 Über die Reunion in der ›Sonne‹ gibt das ›Bayreuther Tagblatt‹ vom 21. folgenden eingehenden Bericht: ›Die Stimmung war die animierteste; Wort und Rede wechselten in ununterbrochener Reihenfolge mit Musik und Gesang ab. Das Mitglied des Verwaltungsrates, Herr Bankier Feustel, begrüßte namens der Stadt in der herzlichsten Weise die Gäste, worauf Herr Kammermusikus Hardt aus Weimar die Gastlichkeit der hiesigen Stadt in gebundener Rede feierte und König Ludwig ein Hoch brachte; Herr Assessor Mattenheimer Vorstand des hiesigen Wagner-Vereins, toastierte auf Richard Wagner, dem ein stürmisches Loch gebracht wurde; während Herr Dr. Julius Lang, aus Wien, Bismarck und Richard Wagner, die deutschen Reformatoren der Neuzeit auf politischem und musikalischem Gebiete feierte. Auch der musikalische Teil wurde reichlich bedacht, die hiesige Chevauxlegers-Musik wechselte mit dem Liederkranz in Vorträgen ab‹ usw. (Bayreuther Tagblatt v. Dienstag, 21. Mai 1872).


6 Gesammelte Schriften, Bd. IX, S. 288/89 (Zum Vortrag der IX. Symphonie Beethovens).


7 Der eine von ihnen war der berüchtigte, in jedem (nicht bloß im physischen) Sinne blinde Kritiker der ›Nationalzeitung‹ Otto Gumprecht, der Jahrzehnte hindurch zugunsten Meyerbeers gegen die Werke des Meisters gewütet hatte.


8 Eine würdige Erinnerung an diese Festtage ist Heinrich Porges kleine Schrift: ›Die Aufführung der IX. Symphonie unter R. Wagner in Bayreuth‹ (Leipzig 1872).


9 A. Schorn, zwei Menschenalter S. 215/16.


10 Weiter heißt es in demselben Bericht: ›Am nächsten Tag, während einer Pause des Konzertes, wurde ihm der Brief Liszts, der sein Nichtkommen anzeigte, (also die wirkliche Antwort auf seine Einladung!) durch eine andere Dame aus Weimar überbracht; sie ist noch viel schlechter behandelt worden als ich.‹ Hier stehen wir nun aber auf einem ganz sichern und festen Grunde, um einer solchen irreführenden Darstellung zu widersprechen: diese ›andere Dame‹ benahm sich, bei der Überreichung des herrlichen Briefes Liszts, inmitten der allgemeinen Feststimmung so kalt und unfreundlich, daß der Meister wahrhaftig keine Ursache hatte, ihr seine Sympathie zu bezeigen, sondern nur den Freund wegen einer solchen, von ihm eigens geduldeten und gepflegten Umgebung – die zu seinem Fernsein an ihrem Teile mit beitrug! – zu bedauern.


11 E. Heckel, Erinnerungen, S. 45/46.


12 Außerdem 3) ein Exemplar der Statuten des ersten deutschen Richard Wagner-Vereines zu Mannheim; 4) ein Glückwunschschreiben der beiden Bayreuther städtischen Kollegien; 5) mehrere alte Münzen früheren Bayreuther Gepräges; 6) ein bayerischer Vereinstaler und 7) ein deutsches Zwanzig-Mark-Stück.


13 A. Schorn, S. 217.


14 E. Heckel, Erinnerungen, S. 46.


15 ›Herr Wagner erschien mit Frau Gemahlin und der reizenden Kinderschar, unter welcher besonders der jüngste Sprößling, ein liebliches Knäblein mit langwallendem blonden Haar eine allgemeine Aufmerksamkeit erregte, im Vordergrunde des Orchesterraumes‹ usw. (Bayr. Tagbl. v. 23. Mai 72).


16 Der wörtliche Abdruck dieses historischen Dokuments, der Grundsteinlegungsrede, findet sich im neunten Bande der ›Gesammelten Schriften und Dichtungen‹, Seite 388/393.


17 Gesammelte Schriften Band IX, S. 397.


18 Diese, höchst verdienstliche, Fixierung der aus dem Stegreif gehaltenen Ansprache ist der Niederschrift eines Berichterstatters des Bayreuther Tagblattes zu verdanken; sie ist ersichtlich wortgetreu in dem, was sie wiedergibt, und es fehlen nur dazwischen, wo der eilende Stift versagte, einige gesprochene Sätze völlig; z.B. ist die Lücke vor dem: ›als es mir endlich erlaubt wurde‹ deutlich zu erkennen; aber der Leser dieses Buches kann sich gerade diese Lücke deutlichst aus unserer ganzen vorausgehenden Erzählung ergänzen!


19 Auch diese zweite, herzlichst ergreifende Ansprache verdankt ihre Festhaltung der gleichen Quelle (Bayreuther Tagblatt Nr. 143 vom 23. Mai 1872), und wir entziehen sie hiermit durch vollen Abdruck der Vergessenheit, nachdem sie in den früheren Ausgaben dieses Buches nur auszugsweise mitgeteilt war. Sie ist, weil in all ihren Teilen dem Nachschreibenden besser verständlich, noch vollkommener stenographiert, als die erste, mit großer Treue selbst hinsichtlich der mannigfachen kleinen Inversionen, durch welche die improvisierte, lebendig sich entwickelnde Rede sich vom geschriebenen Worte unterscheidet.


20 Einen eigenen schönen Danksagungsbrief hatte noch am 22. Mai selbst der Kapellmeister Sonntag von der Militärkapelle des 7. Infanterie-Regiments, unmittelbar nach der Grundsteinlegung, empfangen (abgedruckt in der ›Oberfränkischen Zeitung‹ vom 24. Mai 1872).


21 Vgl. Bayreuther Blätter 1886, S. 13 (›Das Bayreuther Werk. Briefe und Dokumente aus den Jahren 1871/76‹).

Quelle:
Glasenapp, Carl Friedrich: Das Leben Richard Wagners in 6 Büchern. Band 4, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1905, S. 413-435.
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