[264] Auf einer der Fahrten nach den, bei dem freundlichen Altona und Blankenese lieblich am hohen Elbufer gelegenen Besitzungen der Godefroy's, traf das Paar Matrosen an, welche Affen zum Verkaufe ausboten. Einer derselben, ein kleiner allerliebster, kaum spannenhoher Capuzineraffe, zeigte sich so liebenswürdig, schnitt so charaktervolle Gesichter, kratzte sich so tiefernst und bedenklich hinterm Ohr, daß Caroline ausrief: »den muß ich haben, der sieht S.... zu ähnlich!« Weber, der allem Spaße immer hold war, zog lachend die Börse und zahlte die dafür geforderten 3 Louisd'or, »Nie,« äußerte er später oft, »habe ich Geld nützlicher angewendet, denn seinen tausendfachen Preis hat mir der kleine Satan an Apotheke und Doktor[264] gespart, den Genuß, Herrn S. eine Kette an's Bein legen zu können, ganz ungerechnet!«
Mit kindischer Freude führte das Paar den kleinen Gefangenen in einem Vogelbauer, der in Hamburg gegen ein wohlausgepolstertes, warmes Kästchen vertauscht wurde, heim. Wir werden sehen, daß er ihnen schon auf der Reise einen seiner Streiche spielte.
Mit Interesse durchstrich Weber in Lina's Gesellschaft den Hafen und die Quais, besichtigte, durch Vermittelung der großen Rheder Godefroy, deren Ostindienfahrer, und frühstückte mit unendlichem Behagen, oft mehr als einmal des Tages, die köstlichen Seeprodukte, welche die mit der Fluth und straffem Nordwinde herankommenden Ever in köstlicher Frische in die kleinen Keller an der Alster und am Hafen ausschütteten. Im Baumhause zwang er Lina, die bis dahin die ärgste Antipathie gegen diese Delikatesse gehegt hatte, die ersten Austern zu essen. »Lina«, rief er, wie die treffliche Frau später oft sehr heiter erzählte, »zwischen meinen heiligsten Gefühlen und Dir ist eine große Dissonanz, so lange Du keine Austern ißt! Iß, als Zeichen Deiner Rebe zu mir, diese Auster!« Mit saurem Gesichte verschluckte sie die junge Frau. »Nun gleich noch eine!« Das Gesicht ward schon nicht mehr so sehr verzogen. Bei der dritten ging es gut, und nach dem ersten halben Dutzend verlangte Caroline – das zweite. Bald war sie so leidenschaftliche Austernesserin, daß er oft seufzend sagte: »Warum habe ich Dir das gelehrt! –«
Nicht unbemerkt darf es, als für Weber's fortwährend musikalische Thätigkeit charakteristisch, gelassen werden, daß er, wie sein ihn oft begleitender Neffe Moritz mitzutheilen liebte, den monotonen Gesängen große Aufmerksamkeit schenkte, durch welche die Seeleute der verschiedenen Nationen, bei ihren schweren Arbeiten, Takt und Gemeinsamkeit der Handgriffe zu erzielen pflegen.