[551] Anfang März starb der Kirchencompositeur Schubert und Weber durfte hoffen, daß durch Anstellung einer rüstigen Kraft ein Theil des Arbeitsdruckes, der seit Morlacchi's Verweilen in Italien und Schubert's Krankheit auf ihm ruhte, von seinen Schultern werde genommen werden.
Er täuschte sich. Es wurde, zum großen Theil mit auf seinen Betrieb, Vortrag an den König erstattet und um Errichtung einer dritten Capellmeisterstelle nachgesucht; zu ihrer Besetzung aber der tüchtige und erfahrene Ignaz Ritter von Seyfried vorgeschlagen, da von den Vorhandenen, der junge Rastrelli und Heinrich Marschner, »ersterer nicht deutsch, der andere nicht italienisch könne.«
Dem entgegen wurde der früher schon pensionirte, alte Vicenzo Rastrelli, der bis dahin in Italien gelebt hatte, wieder als Kirchencompositeur, ohne Veränderung des Organismus, angestellt.
Der alte Mann, der sich in die neuen Opernformen nicht finden konnte, bat schon sehr bald (6. Nov.) um Dispens vom Operndienste, und da Morlacchi, auch den fulminantesten Verordnungen der Direktion zum Trotz, in Italien blieb, ja selbst im Juli, nach achtmonatlicher[551] Abwesenheit, auf's Neue um Urlaub bat, der dem glücklichen Finder der Palazesi und Buonfigli's nicht abgeschlagen wurde, so sah sich der kränkelnde, immer schwächer werdende, athemlosere Meister, den ganzen ungewöhnlich heißen Sommer hindurch, in keiner Weise in seinem Dienste erleichtert.
Wahrhaft erhaltend und belebend darf unter diesen Verhältnissen die Pflege seiner Liebhaberei für Pferde und Wagen genannt werden, der kräftigeren Aufschwung zu geben die reichen Einnahmen gestatteten, welche der Verkauf der »Euryanthe« nach Bremen, Prag, Hannover, Karlsruhe, Weimar, Cassel und Frankfurt abwarf. Die Hauptsache dabei war, daß das Treiben mit Roß und Rad seine immer schwerer athmende Brust oft die volle freie Luft schöpfen ließ, seinen Körper zu heilsamer Thätigkeit zwang!