3. Eva und der Teufel.

[211] a) In Eisenmengers Entdecktem Judentum findet sich folgende rabbinische Tradition:


Dieweil der Sammaël [die Paradiesschlange] die Evam beschlaffen haben soll, so soll dannenher auch der Fluß und die monathliche Zeit der Weibsleute verursachet worden seyn, worvon in dem Buch Máor hakkaton fol. 59 col. 1 also geschrieben stehet: ... Von der Zeit an, da die Schlange bey der Eva gelegen ist, hat sich der Brunnen eröffnet, und ist die Unreinigkeit des Flusses und der monatlichen weiblichen Krankheit in der Welt ausgebreitet worden.


Parallele: Die iranische Sage, daß Ahriman seine Tochter Djahi (Gêh) aufs Haupt geküßt und sie damit zugleich mit der alsbald sich zeigenden Menstruation beschenkt habe. (Bundehesh.)

Diese Parallele ist zu dem Aufsatz von Alexander Kohut, Die talmudisch-midraschische Adamssage in ihrer Rückbeziehung auf die persische Yima- und Meshiasage (Ztschr. d. dtsch. morgenl. Gesellsch. 25, 59–94) hinzuzufügen. Daß Eva mit dem Teufel sündigte, ist eine verbreitete1 apokryphe Erzählung.


b) Die Hornviper hatte früher einen schön gefärbten Körper und war in Arabien, wo sie sich aufhält, in den Zelten sehr gern gesehen. Einmal sagte ein Häuptling, dessen zwei Töchter eine solche Natter liebkosten, daß unsere Stammutter Eva wohl zu entschuldigen gewesen sei, wenn ihr Versucher so viel Liebenswürdigkeit und Reize besessen habe, wie dieser, sein kleiner Schützling. Doch bald bereute er seine Worte, denn nach einigen Tagen entfloh dieser undankbare Gast, nachdem er jeder der beiden Töchter ihre kostbare Reinheit genommen hatte. Der Vater bat Allah, die Schlange zu strafen, und sie verlor ihre schöne Farbe und bekam an der Stirn den Eindruck zweier Hörner.


  • Literatur: Rolland, Faune populaire III, 27.

c) Die ersten Rosen waren weiß, und sie bewahrten diese Farbe, solange Eva ihre Unschuld bewahrte. Als sie gesündigt hatte, färbten sie sich zum ersten Male mit roter Farbe.


  • Literatur: Biblioteca del Folk-lore VIII, 7.

Fußnoten

1 Vgl. Abod. sar. 22, 2, sowie das apokryphe Jacobusevangelium (Hennecke, Neutestam. Apokryphen S. 59).


Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 211.
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