B. Erweiterung durch das Motiv des Brunnengrabens (bei Hēmacandra als Wassersuchen des Affen schon im Keime vorhanden).

[33] 8. Vom Kongo.


Es war während einer fast regenlosen heißen Jahreszeit, als alle, die keine Brunnen hatten, vom Durst gepeinigt wurden. Da taten sich das Kaninchen und die Antilope zusammen, um einen tiefen Brunnen zu graben, damit sie keinen Mangel an Wasser hätten.

»Laß uns unsere Nahrung aufessen,« sagte die Antilope, »und dann an die Arbeit gehen.«

»Nein,« sagte das Kaninchen, »wäre es nicht besser, wenn wir die Nahrung aufbewahren für später, wenn wir müde und hungrig von der Arbeit sind?«

»Schön, Kaninchen, versteck das Essen und laß uns an die Arbeit gehen, ich bin sehr durstig.«

[Folgt das Halbaus-, Ganzaus-Motiv (Grimm Nr. 2): das Kaninchen läuft dreimal fort, um seine Kinder zu taufen, und frißt alles dabei. Abends sagt es, eine Katze hätte alles gefressen. Dies tut es an mehreren Tagen, bis die Antilope merkt, wie sie hintergangen wird. Sie nehmen beide zur Probe eine Medizin; wessen Schwanz zuerst naß wird, der soll der Schuldige sein. Des Kaninchens Schwanz wird naß, und es will fortlaufen.] »Fürchte dich nicht, Kaninchen,« sagte die Antilope, »ich will dir nicht schaden. Nur mußt du versprechen, nicht von meinem Brunnenwasser zu trinken, und mich verlassen.« Also ging das Kaninchen seines Weges.

Nach einiger Zeit sagte ein Vogel der Antilope, daß das Kaninchen jeden Tag vom Wasser ihres Brunnens tränke. Da wurde die Antilope sehr zornig und beschloß, das Kaninchen zu töten. Also stellte die Antilope dem dummen kleinen Kaninchen eine Falle. Sie schlug ein großes Stück Holz ab und formte es zu einem Tier von der Größe des Kaninchens, steckte diese Gestalt fest in die Erde in der Nähe des Brunnens und beschmierte sie ganz mit Vogelleim.

Das Kaninchen kam wie gewöhnlich, um das Brunnenwasser zu trinken, und war sehr ärgerlich, ein Tier dort zu finden, das nach seiner Meinung ebenfalls Wasser trinken wollte. »Was tust du denn hier?« fragte das Kaninchen die Gestalt.

Die antwortete nicht.

Da meinte das Kaninchen, das Wesen könne sich vielleicht vor ihm fürchten, kam ganz nahe und fragte noch einmal, was es hier mache. Aber die Gestalt antwortete nicht.

»Was!« rief das Kaninchen, »willst du mich beleidigen? Antworte, oder ich werde dich schlagen.«

Es hob die rechte Hand und schlug der Gestalt ins Gesicht. Die Hand blieb kleben.

»Was ist das?« sagte das Kaninchen. »Laß meine Hand sofort los, oder ich schlage noch einmal.«

Die Gestalt hielt die rechte Hand des Kaninchens fest. Da tat das Kaninchen einen tüchtigen Schlag mit der linken Hand. Die blieb auch kleben.

»Was ist denn mit dir? Du bist aber furchtbar dumm. Laß sofort meine Hände los, oder ich gebe dir einen Fuß tritt.«

Da stieß das Kaninchen mit seinem rechten Fuß – der blieb kleben. Es geriet in große Wut und stieß mit dem linken Fuß. Und der linke Fuß blieb auch kleben.[34] Da stieß das Kaninchen, ganz außer sich, mit Kopf und Bauch und blieb auch damit kleben. Da schrie es laut. Die Antilope kam gerade dazu, da sie Wasser trinken wollte, und als sie das Kaninchen fest angeklebt hängen sah, lachte sie und tötete es.


  • Literatur: Dennett, Folklore of the Fjort, S. 90.
Quelle:
Dähnhardt-Natursagen-4, S. 33-35.
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