Siegeslied1

[330] des Abdullahi dan Fodio, das er damals gedichtet, als Jumfa, der König von Gobir, gegen Ruga Fako heranzog und sie ihn zurücktrieben:


Im Namen Gottes des Gnädigen, des Barmherzigen. Möge Gottes Segen ruhen auf dem Propheten2 und denen, die ihm folgen:


Brüder, laßt uns Gott danken,

Daß wir Gläubige sind geworden und beten,

Daß wir selbst den heiligen Krieg führen. Um deinetwillen, o Erhabener,

Haben wir das Geschlecht der Hunde3 getötet.

Sie selbst wissen es auch, daß von ihnen nichts Gutes übrig geblieben ist.


Die Heiden, wir haben sie getötet.

Wer sie sind? Nun, die Gobir-Leute sind es.

Hierher sind sie gekommen, um unsertwillen, die wir Abdulkadir4 folgen,

Sie und die Hälfte des Tuarek-Volkes,[330]

Mit samt ihrem Könige, so heißt es, sind sie hierher gekommen.


Dorthin nach Kwato sind sie flüchtend gelaufen,

Es war gar kein Kampf, sie sind nur so hingestorben.

Zelte und Frauen haben sie im Stiche gelassen,

Leben, als ob es eine irdene Schüssel sei, so haben wir es vernichtet,

Sie wissen es wohl, denn es giebt keine Ausbesserung.


Es giebt keinen zweiten kraftlosen Menschen, wie König Jumfa ist,

Viel Gerede hat er gemacht und Schaum.

Alle sind sie hergekommen, keiner ist zu Hause geblieben,

Nun sind sie davongelaufen zum Orte, wo sie geboren.

Aber eine Hälfte haben sie zurückgelassen, den Aasvögeln zum Fraße.


Hengste haben sie im Stiche gelassen,

Ebenso die Kamele für die anderen.

Die Großen, die Großen, die haben wir getötet,

Anderen von ihnen hat der Dornbusch das Leben gerettet.

Wir haben getötet den Chef der reitenden Königsleute,

die keinen Schild führen, und den Chef

der reitenden Königsleute mit dem Schilde.


Die Panzerreiter alle aus dem Palaste des Königs,

Wir haben sie getötet, weil wir Gott dienen.[331]

Unter all den Fußsoldaten haben wir keine Wahl getroffen.

Gewinn und Lohn haben wir empfangen.

Es war gar keine Mühe und keine Arbeit.


Gobir-Leute, rasche Furcht hat euch erfaßt,

Ihr seid hergekommen mitsamt dem Löwen5

Wie Schafe seid ihr geworden,

Davongelaufen seid ihr wie der Esel,

Der den reisenden Händler zurückläßt und die Lastsäcke.


Gobir-Leute, ihr habt euch mit Fluch beladen,

Ihr seid hergekommen, um einen Namen zu erwerben,

Nun seid ihr alle Weiber geworden,

Die sich die Zähne schwärzen und (Frauen-) Kleider tragen.

Die vor dem Könige knieen und Erde über die Schultern werfen.


O! hättet ihr doch Buße gethan!

Den schönen Armring von Jumfas Bruder Soba

Und den Kriegsgürtel des Vaters von Bawa,

Und die Tabakspfeife von Jumfas Vater Bawa,

Wir haben sie vernichtet, und es wird keine

Gerichtssache daraus werden.


Seht uns heute hier, überall gehen wir hin,

Selbst ein Entwischen werden sie nicht finden,[332]

In den dichten Wald sind sie eingedrungen und in Löcher,

Aus Furcht vor denen, die sie gefangen nehmen wollen,

Aus Furcht vor dem scharfen und spitzen Streitbeil

(der Ful) und dem kurzen dicken Stocke.


Unser Gut, hier ist es, hier sind wir.

Früher, wenn sie das unsere gefunden hatten,

(Wenn wir sagten:) »Um Gottes Willen« (gebt es

uns zurück), da haben sie es uns nicht gegeben.

Auch wenn es sich um eine kleine Sache handelte,

so nahmen sie uns doch immer gefangen

Und trieben die königliche Geldstrafe ein und den Finderlohn.


König Jumfa hat die Welt erniedrigt,

Sogar Könige haben sich geschämt.

Denn sie wissen es wohl, er hat die Spinnengewebe

zerrissen (auf seiner Flucht im dichten pfadlosen Walde.)

Er ist davongelaufen vor den Schenkelgängern6,

Welche keinen Panzer tragen und keine Pferde haben.


Davongelaufen ist er vor den Kurzhändigen,

Den Bewohnern von elenden Hütten und Lastträgern,

Vor denen, die Hütten bauen aus Kalgo-Holz.[333]

Sie sind es, die den Jumfa vertrieben, den Feigling.

Sie werden nun das Erbe der Könige »essen«.


Hemdenträger dreimal hundert

Haben euer ganzes Heer vertrieben;

Nun werden sie euch bis in euer Land verfolgen

Und ihre Absicht ist, euer Getreide zu verzehren.

Sie werden fett werden, und ihr fürchtet euch.


Dort in Kwato haben wir »süß« (uns glücklich) gefühlt,

Dort hat, wem das Hemd fehlte, schönes Gewand gefunden.

Gobir-Leute, nun habt ihr die Erlaubnis gegeben (durch eure Flucht),

Daß wir gehen werden, eure Hauptstadt Alkawalawa zu bekriegen,

In Schida Somo (wo die großen Bäume stehen) werden wir Hütten bauen.


O Söhne Jakobs, ihr habt (die Schwerter) gewetzet,

Ihr seid gekommen, denn ihr habt den Speer geworfen,

Ihr seid gekommen, ihr habt eine Schuld aufgenommen (bei uns):

Wir werden das Rechte bezahlen und nichts hinterziehen,

Denn ihr habt das offene Wort gehört aus dem Munde.[334]


Diese dort, die Wortträger,

Ihnen gilt ihr Reichtum mehr als die Religion,

Und so sind sie streitsüchtig geworden;

Aber wir, wir haben einen Amir u'l Muminini7 gefunden

Und wir haben (uns) einen König erwählt.


Um einen Begriff von dem Klange des Originaltextes zu geben, mögen hier die dritte und die vierzehnte Strophe folgen:8


3. Tschan Kwato su sun kasata

Babu fama sai su mata

Sun ka ber laima da mata

Raji Kasko mun kasata

Son sani don babu dumki.


14. Masuriga sangu uku

Sun ka kore sansaninku

Sasu binku har garinku

Annijansu schin hatsinku

Su kiba ku kun ji raki.

1

Aufgezeichnet und übersetzt von G.A. Krause. Der Verfasser ist der ältere Bruder Osmans, späterer Sultan von Gando.

2

Muhammed.

3

Die Gobir-Leute.

4

Aus Baghdad, einem Schüler Malikis.

5

Majestät, König.

6

Fußgänger.

7

Beherrscher der Gläubigen.

8

Beim Lesen ist stets die dritte, fünfte und siebente Silbe des Verses zu betonen.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Geschichten und Lieder der Afrikaner. Berlin: Verein der Bücherfreunde, Schall & Grund, 1896, S. 330-335.
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