Ein unartiges Kind muss man züchtigen.

[41] Es war einst ein Mann, der besass grossen Reichtum, nun wünschte er sich noch ein Kind, denn er hatte noch keins bekommen. Und er gelobte: »Wenn ich[41] ein Kind bekomme, will ich es nicht züchtigen, was es auch thun möge.«

Er bekam ein Kind und zog es auf, bis es gross war. Als jenes Kind gross war, machte es dumme Streiche, hatte keinen Anstand und achtete die Menschen nicht; jeden, den es sah, kitzelte es. Und die Leute kamen und sagten zu seinem Vater, dass dies Kind unartig sei, keinen Anstand habe und jeden, den es sehe, kitzle. Der Vater aber züchtigte sein Kind nicht des Gelübdes wegen, das er einst abgelegt hatte.

Eines Tages kitzelte es einen Mann. Der Gekitzelte erschrak und da er ein Messer in der Hand hatte, schlug er damit zurück, stach das Kind und es starb.

Als es gestorben war, sagten die übrigen Bewohner der Stadt zu seinem Vater: »Dein Sohn ist zu Tode gekommen durch seine Frechheit. Konntest Du Dein Kind denn nicht züchtigen? Alle sagten wir es, aber Du hörtest nicht; jetzt ist Dein Kind tot, aber Du kannst niemand beschuldigen.« Und er dankte Gott.

Dies ist die Geschichte von dem Manne, der ein kleines Kind hatte und die Pflicht gehabt hätte, es zu züchtigen, als es böse Streiche verübte.

Quelle:
Velten, C[arl]: Märchen und Erzählungen der Suaheli. Stuttgart/Berlin: W. Spemann, 1898, S. 41-42.
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