[272] 100. Weshalb die Boaschlangen nicht Menschen fressen

Es war einmal eine große Schlange, die fraß viele Menschen auf. Wenn die Kinder an den Fluß gingen, fraß sie sie auf.

Es war ein Mann, der dachte, die Schlange zu töten. Er zog seinen »Mari« an. In diesem hatte er ein kleines Messer und gerösteten Mais. Dann nahm er seine Flöte und ging spielend aus dem Dorf hinaus. Da kam die Schlange und verschlang ihn.

Im Magen der Schlange machte er es sich recht bequem wie in einem richtigen Haus. Wenn er hungrig war, aß er von dem Fleisch der Schlange. Die Schlange bekam schreckliche Magenschmerzen. Wenn sie den anderen Schlangen begegnete, sagte sie zu ihnen, sie sollten nie Menschen fressen, denn dann bekämen sie Leibweh.

Als der Mann eine Zeitlang im Magen der Schlange gewesen war, schnitt er ihr das Herz ab, so daß die Schlange starb, und dann schnitt er sich ein rundes Loch durch den Körper der Schlange und kroch hinaus. Seitdem fressen die Schlangen nicht mehr Menschen.

Als er aus dem Leibe der Schlange herauskam, hatte er keine Haare auf dem Körper und war ganz weiß. Er malte sich schwarz mit »Tii«, und das Haar wuchs wieder auf seinem Körper.

Quelle:
Koch-Grünberg, Theodor (Hg.): Indianermärchen aus Südamerika. Jena: Eugen Diederichs, 1927, S. 272.
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