5. Wie Eulenspiegel dem König seine Hinterseite zeigt

[222] Einstmals scherzte Towo mit seinen Spielgefährten. Sie sagten zu ihm: »Hör', Towo, wir wollen mit dir wetten. Geh' und zeige dem Könige deine Kehrseite, wenn er dann nicht böse wird, wollen wir jeder dir tausend Taler geben.« [222] Towo erwiderte: »Gut, ich bin damit einverstanden.« Er ging nach Hause, um sich von seiner Mutter eine Jacke und eine Hose nähen zu lassen. Als er zu seiner Mutter kam, sagte er: »Mutter, sei so gut, und mache mir ein Wams und eine Hose, die müssen aber zusammen aus einem Stück sein, besetze sie hinten längs des Rückens mit einer Reihe Knöpfe und auf jede Hinterbacke nähe einen ganz großen, schönen Knopf. Willst du?« Die Mutter antwortete: »Gern, aber weshalb willst du denn solche Kleider haben. Das sind ja ganz dumme Dinger! Tu das nicht! Denn sonst machst du uns zum Narren.« Aber er sagte: »Tu es nur, Mutter, du wirst schon Nutzen davon haben.« Darauf erwiderte die Mutter: »Wenn es Nutzen bringt, mein Junge, dann ist es gut.«

D'rauf nähte die Mutter ihm ein Wams und eine Hose wie er gesagt hatte. Und als die Mutter sie fertig hatte, zog er sie an und ging damit vor dem Palaste des Königs auf und ab. Während er so vor dem Palaste umherging, sah ihn der König und ließ ihn hereinrufen. Als er vor ihm erschien, sagte der König: »Nun, Towo, sag' mal, weshalb hast du dir denn ein solches Gewand nähen lassen, mit so vielen schönen Knöpfen?« Er antwortete: »Ja, Herr König, aber da sind noch viel schönere d'ran, nur schäme ich mich, Euch die sehen zu lassen.« Da sagte der König: »Sei nur nicht so verlegen und furchtsam, ich werde nicht böse.« Nun bückte sich Towo, schob seine Hinterbacken vor dem König in die Höhe und sagte: »So, Herr König, schaut her, da könnt Ihr sie sehen!« Seine Gefährten, mit denen er die Wette eingegangen war, standen in der Nähe und hatten alles mit angesehen. Als er dem König alles gezeigt hatte, schickte der ihn wieder nach Hause. Er begab sich aber zu seinen Spielgefährten, mit denen er gewettet hatte, und die mußten ihm das Geld auszahlen.

Quelle:
Hambruch, Paul: Malaiische Märchen aus Madagaskar und Insulinde. Jena: Eugen Diederich, 1922, S. 222-223.
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