Scharfzähner (Pagellus centrodontes)

[54] Von ihm weicht der Scharfzähner (Pagellus centrodontes, Sparus centrodontes, pagrus, auratus und orphus) ab durch stumpfere Schnauze und weniger, auch feinere Zähne in den Kinnladen sowie durch die verschiedene Färbung. Der Rücken ist graubraun, ins Röthliche ziehend, der Kopf dunkelbraun, die Seite silbergrau, im Anfange der Seitenlinie durch einen oder mehrere schwarzbraune Flecke gezeichnet. An diesen Flecken erkennt man die Art auch dann, wenn die Grundfärbung, wie es zuweilen vorkommt, ein silberglänzendes Rosenroth ist. Rücken- und Afterflosse sehen bräunlich, Brust- und Schwanzflosse röthlich, die Bauchflossen hellgrau aus. In der Rückenflosse stehen zwölf harte und dreizehn weiche, in der Brustflosse siebzehn, in der Bauchflosse ein harter und fünf weiche, in der Afterflosse drei harte und zwölf weiche, in der Schwanzflosse siebzehn Strahlen.

Der Scharfzähner, ein im Mittelländischen Meere sehr gemeiner Fisch, kommt regelmäßig auch an den west- und nordfranzösischen, holländischen, britischen, deutschen und jütländischen Küsten vor. Möglich, daß die ersten hier vom Süden her eingewandert sind; gegenwärtig aber haben sie sich vollkommen eingebürgert. »An der Westküste Englands«, sagt Couch, »bemerkt man diese Seebrasse während des ganzen Jahres, am häufigsten allerdings im Sommer und Herbste, da sie bei Eintritt kalter Witterung sich zurückzieht. Der Laich wird Anfang des Winters in tiefem Wasser abgelegt; im Januar findet man ausgeschlüpfte, etwa zwei Centimeter lange Junge, Schäds (Chads) genannt, in dem Magen größerer Fische, welche zwei Seemeilen von der Küste gefangen wurden. Im Laufe des Sommers erscheinen sie, nachdem sie eine Länge von zehn bis zwölf Centimeter erlangt haben, in unschätzbarer Menge an der Küste, auch inmitten der Häfen, zur Freude aller Angler, weil sie begierig nach jedwedem Köder schnappen. Ihre Nahrung beschränkt sich übrigens keineswegs auf thierische Stoffe; denn sie verschlingen auch grünes Seegras, welches sie mit ihrem eigenthümlichen Gebiß leicht abreißen können. Im allgemeinen möchte man den Scharfzähner für einen einsamen Fisch halten; die Fischer aber belehren, daß man zuweilen namhafte Mengen zusammen sieht, welche nahe der Oberfläche des Wassers langsam sich bewegen, als ob sie eine wichtige Sendung zu erfüllen hätten. Solchen Zügen begegnet man namentlich über felsigem Grunde in tiefem Wasser.«

[54] Für die Tafel wird der Scharfzähner nicht besonders geschätzt und ebensowenig eingesalzen. Couch erwähnt, daß zuweilen funfzig Kilogramm für zweiundeinhalb englische Schillinge verkauft wer den. Nach Yarrell beruht übrigens die ungünstige Meinung bezüglich der Güte des Fleisches hauptsächlich auf verkehrter Zubereitung. Wenn man den Fisch durch den Mund ausnimmt, übrigens aber unzerstückelt siedet und so auf den Tisch bringt, findet man, daß die leicht entschuppten Muskeln einen sehr angenehmen Geschmack haben.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 54-55.
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