Rothfeuerfisch (Pterois volitans)

[61] Einer der bekanntesten Vertreter dieser Sippe ist der Rothfeuerfisch (Pterois volitans, muricata und miles, Gasterosteus volitans, Scorpaena volitans und miles). Seine Länge beträgt zwanzig bis dreißig Centimeter und sein Gewicht bis ein Kilogramm. Die Färbung ist prachtvoll. Auf roth- oder dunkelbraunem Grunde verlaufen, laut Klunzinger, meist zu je zwei [61] einander genähert, gleichsam paarweise, gegen zweiundzwanzig rosenrothe Binden, welche stellenweise breiter sind als der Grund und am Kopfe eine schiefe Richtung annehmen; an Kinn und Kehle zeigen sich braune Wellenlinien auf röthlichem Grunde; über der Wurzel der Brustflossen steht ein rundlicher kreideweißer Fleck.


Rothfeuerfisch (Pterois volitans). 1/2 natürl. Größe.
Rothfeuerfisch (Pterois volitans). 1/2 natürl. Größe.

Die Brustflossen sind grauschwarz, heller gewölkt, ihre Strahlen von Stelle zu Stelle röthlich, ihre innere Seite schwarz, durch kreideweiße Flecke geziert, die Bauchflossen braunschwarz und auf beiden Seiten weiß gefleckt, die Strahlen der Rückenflosse rosenröthlich und schwarz geringelt, die Häute dazwischen auf schwarzem Grunde röthlich gestreift, die übrigen Flossen blaßgelb und schwarz getigert, die Anhängsel am Kopfe schwarz, roth und weiß gemarmelt und geringelt. Durch das Auge verlaufen speichenartig helle und braune Streifen. In der Rückenflosse zählt man dreizehn außerordentlich lange, spitzige und zwölf weiche, in der Afterflosse drei stachelige und sieben weiche, in jeder Brustflosse fünf freie, sehr verlängerte, am Ende sichelartig gebogene und zehn verbundene, in der Bauchflosse sieben, in der Schwanzflosse zwölf Strahlen.

Weit über das Indische Meer von der ganzen afrikanischen Küste an bis Australien verbreitet, kommt der Rothfeuerfisch auch aller Orten häufig vor. Man hielt ihn anfangs für einen fliegenden Fisch, lernte diesen Irrthum aber bald einsehen; in der That sind auch die zerspaltenen Flossen zum Fliegen durchaus nicht geeignet. Unser Fisch gehört nicht einmal zu den schnellen Schwimmern, versteckt sich vielmehr, nach Klunzingers Beobachtungen, gern in den Klüften des Korallengesteines und wählt daher den Klippenhang und die Korallenbrunnen zu seinen liebsten Aufenthaltsorten. Schwimmend, die langen, ausgebreiteten, bunten Flossen langsam bewegend, gewährt er einen wundervollen Anblick. Der Stich seiner Flossenstrahlen wird sehr gefürchtet. [62] Diese, zumal die feinen Spitzen der Rückenstacheln, brechen leicht ab und bleiben daher oft in der Wunde stecken. Bei den meisten Rothfeuerfischen findet man einige Stacheln abgebrochen; ihre Spitzen scheinen sich jedoch wieder zu bilden. Das Fleisch des ungewöhnlich gestalteten und gefürchteten Thieres wird von den arabischen Fischern nicht gegessen, soll aber gut sein.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 61-63.
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